Im Leben der Katholiken spielt der in Deutschland "eine sehr geringe Rolle", stellte der Catholica-Beauftragte der VELKD, Karl-Hinrich Manzke, am Samstag in Bremen fest. Der Ablass war ein Thema, weil Papst Franziskus den Ablass als ein Element in seinem "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit" gewähren will und Manzke das in seinem Bericht vor der Generalsynode der VELKD und der Vollkonferenz der UEK erwähnt hatte.
Der Ablass als "Nachlass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld schon getilgt ist" bringe "Problemstellen und Missverständnisse mit sich", sagte der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Karl-Hinrich Manzke, am Samstag in Bremen. Doch auch in der katholischen Kirche selbst sei es "aus guten Gründen recht still um den Ablass geworden", sagte Manzke. Er habe den Eindruck, dass Papst Franziskus mit dem Ablass versuche, auch konservative Kreise in der katholischen Weltkirche mitzunehmen. Für deutsche Katholiken werde der Ablass aber keine Rolle spielen.
Manzke verwies zudem auf zeitgemäße Interpretationen: Der Ablass wolle darauf aufmerksam machen, "dass die Folgen von sündhaftem Verhalten - wie etwa nachhaltig gestörte Beziehungen - oft nicht einfach aus der Welt und passé sind, nur weil Schuld bekannt und Vergebung geschenkt wurde". Die Kirche spreche daher im Ablass "dem Bußbereiten die Kraft zur Aufarbeitung der Sündenfolgen zu".
Für die Anfänge der evangelischen Kirche ist der Ablass ein wichtiger Bestandteil. Der Protest gegen den damals verbreiteten Handel mit Ablässen und die damit verbundenen Einnahmen für die Kirche waren ein Teil der 95 Thesen, die Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 in Wittenberg veröffentlicht hatte. Luther stellte die damals herrschende Auffassung, der Mensch könne durch religiöse Leistungen wie Beten, Fasten und Ablass zahlen sein Verhältnis zu Gott in Ordnung bringen, radikal infrage.
"Der Ablass spielt an der Basis keine Rolle"
Einen deutlichere Kritik am Ablass wünschte sich Michael Beintker, Vorsitzender des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen. Der Ablass sei "biblisch nicht belegt", sagte Beintker und hielt Manzke vor, den Ablass "entschieden zu freundlich" zu betrachten. Der ehemalige Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Ulrich Fischer, berichtete aus Gesprächen mit katholischen Kollegen und beschrieb deren Ablehnung des Ablasses: "Am liebsten" hätten sie den Begriff nicht mehr, sagte Fischer.
Ähnlich äußerte sich in der Diskussion auch der katholische Propst und Domkapitular Martin Schomaker, der als Vertreter des Bistums Osnabrück zuvor die Morgenandacht gehalten hatte. "Der Ablass spielt an der Basis keine Rolle", sagte er und betonte: "Wir sollten uns den Begriff ersparen."