Praktische Nächstenliebe und gelebte Mitmenschlichkeit bei der Aufnahme von Flüchtlingen seien das stärkste Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, sagte Landesbischof Ulrich am Donnerstag zum Auftakt der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Bremen. "Ich bin dankbar für die Vielen in Kirchengemeinden, Diensten und Werken, die teilen, einladen, anpacken", ergänzte er.
Ulrich sprach von einer "Herkulesaufgabe" für Deutschland, Menschen in Not zu helfen, ihnen ein Dach über dem Kopf zu geben und sie zu integrieren. Er lobte die Politiker für ihre Bereitschaft, sich dieser Aufgabe zu stellen und nicht schnell auf die nächsten Wahlen zu schielen. Der Bischof erinnerte daran, dass 1990 Menschen in Scharen die damalige DDR verlassen hätten, um Freiheit zu suchen. Damals habe Ungarn eine deutliche andere Rolle als heute gespielt. "25 Jahre nach der Wiedervereinigung stehen wir gemeinsam vor einer richtig großen Bewährungsprobe, sind herausgefordert, zu teilen Brot und Frieden, zu integrieren, zu tolerieren."
Über die kirchliche Flüchtlingshilfe sagte der Bischof: "Wir sind die Institution, die die Integration der Verschiedenen in ihrem Auftrag hat und die Räume anzubieten hat, in denen das geübt werden kann." Die Teilnehmer an fremdenfeindlichen Kundgebungen müssten davor bewahrt werden, dass sie jenen auf den Leim gingen, die eine Zerschlagung der Demokratie als Ziel verfolgten. "Ihnen kann nur unser Widerstand gelten", ergänzte Ulrich.
Christliche Weltverantwortung dürfe sich nicht auf Flüchtlingsarbeit beschränken, mahnte der Leitende Bischof: "Der nicht abreißende Strom von Menschen, die um ihr Leben fliehen, erzählt eben auch vom Scheitern der Weltgemeinschaft, Frieden zu schaffen und endlich anzufangen aufzuhören mit dem verrückten Kriegsgeschehen." Auch dazu habe Gott den Menschen aus seiner Selbstbezogenheit befreit. Diese christliche Freiheit sei nicht die Freiheit des Egos, sie sei gebundene Freiheit, gebunden an die Liebe.