In Sachen Familie sehe der Papst mit den theologisch konservativen Evangelikalen "viel größere Gemeinsamkeiten als beispielsweise mit den evangelischen Landeskirchen in Deutschland", sagte Thomas Schirrmacher von der Weltweiten Evangelischen Allianz der Tageszeitung "Die Welt" (Online-Ausgabe). Deshalb habe Franziskus mit ihm vereinbart, die familienpolitische Zusammenarbeit zu vertiefen und sich gemeinsam "auf unterschiedlichen Ebenen für Familien einzusetzen, ob bei der UNO, im Europäischen Parlament oder auf dem Marktplatz, wo wir gemeinsame Familientage veranstalten".
Schirrmacher, der Vorsitzender der Theologischen Kommission der weltweiten evangelikalen Bewegung ist, nahm als einziger deutscher Protestant an der dreiwöchigen vatikanischen Familiensynode teil. Bei der Zusammenarbeit gehe es darum, die Ehe politisch besser zu schützen, liberale Abtreibungsregeln zu verhindern und Eltern zu unterstützen, die zugunsten der Kindererziehung beruflich zurücktreten wollten. Auch wollten Katholiken und Evangelikale für einen besseren gesetzlichen Schutz von Kindern bei Scheidungen werben, sagte Schirrmacher.
Der Papst und die Evangelikalen wollen sich dem Zeitungsbericht zufolge zudem dafür einsetzen, dass westliche Entwicklungshilfe für afrikanische Länder nicht mehr an Bedingungen wie Zulassung der Homo-Ehe oder liberales Abtreibungsrecht gekoppelt werde. Derartige Auflagen in der Entwicklungszusammenarbeit kritisierte Schirrmacher als "Neokolonialismus".
Die Evangelikale Weltallianz repräsentiert nach eigenen Angaben rund 600 Millionen Christen in knapp 130 Ländern. Zwischen dem Vatikan und der evangelikalen Bewegung war es unter Franziskus zu einer Annäherung gekommen. Bereits mehrfach ist der Papst mit evangelikalen Christen zusammengetroffen. Dabei sprach er von einer "neuen Etappe in den Beziehungen" der beiden Konfessionen.