Sumte, Kr. Lüneburg (epd)Im niedersächsischen Dorf Sumte nahe der Elbe sind am Montagabend die ersten Flüchtlinge angekommen. Ein Bus mit knapp 50 Menschen traf sehr viel später als erwartet kurz nach 20 Uhr ein. Ein weiterer mit 50 Flüchtlingen sollte noch später nachkommen. Das Land Niedersachsen will zunächst 500 Flüchtlinge in dem Ort mit 102 Einwohnern unterbringen. In nächster Zeit werden bis zu 750 Menschen erwartet - mehr als sieben auf jeden Einwohner. International haben daher Zeitungen wie die "New York Times" über Sumte berichtet. Auch die Ankunft der Flüchtlinge wurde von ausländischen Medien wie dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira verfolgt.
"Stimmung ruhiger geworden"
Als erstes stieg bei nebligem Wetter eine schwangere Frau aus dem Bus. Dolmetscher und Mitarbeiter des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), der die Einrichtung betreibt, begleiteten die Menschen in den Speiseraum und dann zur Registrierung der Notaufnahme. Anschließend wurden die Asylsuchenden, unter denen viele Familien mit Kindern waren, medizinisch untersucht. In der Notunterkunft in einem ehemaligen Bürokomplex waren Schlafsäle und Familienzimmer für sie hergerichtet worden.
Die Einwohner von Sumte im Amt Neuhaus sehen den neuen Nachbarn mit gemischten Gefühlen entgegen. "Wir sind erst mal abwartend", sagte Ortsvorsteher Christian Fabel (CDU). Es sei abgesprochen worden, auf eine Begrüßungszeremonie zu verzichten. "Die Flüchtlinge haben eine lange Reise hinter sich." Die Bürgermeisterin von Amt Neuhaus, Grit Richter, ergänzte: "Wir sind vorbereitet. Wir werden dann ab morgen sehen, wie es weitergeht." In der Notunterkunft sind nach Auskunft von ASB-Sprecherin Annegret Droba bisher 55 Arbeitsplätze entstanden. "Mehrere neue Kollegen kommen aus Sumte."
Bei Informationsveranstaltungen hatte das niedersächsische Innenministerium vorher über das Vorhaben informiert. Zunächst gab es dabei viele Bedenken. "Die Stimmung ist ruhiger geworden", sagte Ortsvorsteher Fabel. Noch seien aber nicht alle Probleme gelöst. So wünschten sich die Einwohner zumindest für die erste Zeit eine Polizeipräsenz vor Ort rund um die Uhr. Auch eine funktionierende Internetverbindung müsse gewährleistet werden, auf die örtliche Unternehmer angewiesen seien.
Unterkunft soll befristet bestehen
In der Notunterkunft sollen die Menschen mit Essen und Trinken und auch medizinisch versorgt werden. Es gibt einen Wachdienst. Auch ein Kindergarten und ein Kiosk sind eingerichtet worden. Ein Shuttle-Service ist ebenfalls geplant. Die nächsten Geschäfte liegen im gut vier Kilometer entfernten Neuhaus. Die Unterkunft soll nach den Plänen des Landes nur befristet bestehen, voraussichtlich für ein Jahr.
Das früher zur DDR gehörende Amt Neuhaus, ist nach der Wende wieder ein Teil Niedersachsens geworden. Der Ort ist abgelegen. Auf die andere Elbseite mit der Kreisstadt Lüneburg geht es nur per Fähre oder auf Umwegen.