Der Freiburger Dogmatik-Professor Helmut Hoping hat den versöhnlichen Umgang von Papst Benedikt XVI. mit der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft verteidigt. Die offene Haltung des Kirchenoberhaupts zur alten lateinischen Messe werde oft missverstanden, sagte er am Donnerstag bei einem Kongress über das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) in Rom. Die Liberalisierung der tridentinischen Messe durch Benedikt bedeute weder einen Rückschritt, noch eine allgemeine Rückkehr zum alten Ritus, betonte er bei einer Tagung an der Opus-Dei-Universität Santa Croce.
Der Papst ziele mit der Erlaubnis für jeden Priester, die lateinische Messe nach vorkonziliarem Ritus zu feiern, vielmehr auf eine "liturgische Versöhnung". Hoping wies in diesem Zusammenhang auf Kontroversen zur Liturgie-Reform des Konzils hin, die sich bereits bei deren Ausarbeitung abgezeichnet hätten. So sei nach wie vor umstritten, ob der Priester sich bei der Messe frontal den Gläubigen zuwenden oder gemeinsam mit ihnen auf das Kruzifix hinter dem Altar hin ausgerichtet zelebrieren sollte.
Der Theologenkongress an der Universität der katholischen Gemeinschaft Opus Dei beschäftigt sich bis Freitag unter dem Titel "Das Zweite Vatikanische Konzil - Der bleibende Wert einer Reform für die Neuevangelisierung" mit einer Interpretation des Konzils im Zeichen der Kontinuität mit der Tradition. Die Veranstalter weisen Deutungen der vor 50 Jahren beschlossenen Reformen als Bruch mit kirchlichen Lehren der Vergangenheit ausdrücklich zurück. Die zweitägige Konferenz findet unter der Schirmherrschaft des Münchener Erzbischofs, Kardinal Reinhard Marx, statt.