Fernseh-Vorschau für die Woche: Lieben, sterben, Kasse machen

Fernseh-Vorschau für die Woche: Lieben, sterben, Kasse machen
Fernsehprogramm der Woche vom 1. bis zum 6. November 2015
Ein Sünder in Mekka, fünf Mädchen in der Pubertät und rechte Gewalt in Deutschland. Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten vom 1. bis zum 6. November 2015?

1.11., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Genug gelitten - Selbstbestimmt sterben"

Immer mehr Menschen fordern auch in Deutschland die Möglichkeit zum begleiteten Suizid. Für den Mediziner Marcus Schlemmer drückt sich darin vor allem die Angst vor dem Lebensende aus: Aus Furcht vor Schmerzen, vor Einsamkeit und Pflegebedürftigkeit fordern Menschen ein Recht auf den raschen Tod mit ärztlichem Beistand. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussion um die Sterbehilfe versucht Filmemacher Max Kronawitter an zwei konkreten Fällen darzustellen, warum Menschen ihr Leben beenden wollen. Die 66jährige Hildegard hat sich für die Selbsttötung in der Schweiz entschieden. Jahrelang hat ihr eine Lebererkrankung das Leben verleidet. Auch der krebskranke Hermann Martin wollte sich und seinen Angehörigen einen "Pflegefall" ersparen. Nach einem Suizidversuch landet er auf einer Palliativstation. Dort stellt er fest, dass es für seine Ängste Lösungen gibt.

2.11., ZDF, 20.15 Uhr: "Silvia S. - Blinde Wut"

Friedemann Fromm beschreibt in seinem bedrückenden Drama, wie eine Frau zur Amokläuferin wird: Von außen betrachtet ist das Leben von Silvia Schubert (Maria Simon) perfekt. Sie hat einen liebevollen Mann und eine wohlgeratene Tochter, die Familie ist gesund und wohlhabend. Und doch wird ihr Alltag immer wieder durch Irritationen gestört, die in der Summe dazu führen, dass sie sich mehr und mehr von den anderen entfremdet. Als das Fass aus ihrer Sicht irgendwann überläuft, rüstet sie sich, um es allen heimzuzahlen, die sie in ihrem Leben gedemütigt haben. Fromm und Autorin Katrin Bühlig schildern ihrem Film das Psychogramm eines unaufhaltsamen Absturzes. Die kluge Konstruktion des Drehbuchs und die Bildgestaltung sorgen von Anfang dafür, dass man der Heile-Welt-Fassade nicht traut. Natürlich funktioniert so eine Geschichte nur, wenn die Hauptdarstellerin glaubwürdig ist. Trotzdem ist es vor allem Fromms Inszenierung, die vermittelt, wie fremd sich die Titelfigur im eigenen Leben fühlt.

2.11., 3sat, 22.25 Uhr: "Der Preis der Wahrheit"

Vera Freitag porträtiert in ihrem Film zwei weibliche "Whistleblower", die die Öffentlichkeit über Missstände an ihren Arbeitsplätzen informiert haben, aber einen Preis für ihren Mut zahlen mussten: Weil sie die Wahrheit publik machten, wurden sie als Heldin und Verräterin gleichzeitig bejubelt und verdammt. In persönlichen Gesprächen und Interviews mit engsten Verbündeten und verschiedenen Experten werden ihre Geschichten aufgerollt. Margrit Zopfi hatte 2007 als Controllerin den Missbrauch von Sozialhilfegeldern in der Stadt Zürich entdeckt und ist mit dieser Information an die Öffentlichkeit gegangen. Der Lohn für ihren Mut: Sie und eine Mitstreiterin Esther Wyler wurden der Amtsgeheimnisverletzung schuldig gesprochen. Sherron Watkins war Chefbuchhalterin des US-Dienstleistungs- und Energiekonzerns Enron. Im Jahr 2001 informierte sie die Konzernführung über Ungereimtheiten in den Bilanzen. Später stellte sich heraus, dass der Konzern systematisch Zahlen gefälscht hatte. Der folgende Enron-Bankrott war einer der größten Skandale der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte. Die beiden Frauen verbindet ein starkes Verantwortungsgefühl, ein Sinn für Recht und Unrecht. Es überwog gegenüber der Loyalität zum Arbeitgeber und brachte sie dazu, die Wahrheit über Missstände an ihrem Arbeitsplatz öffentlich zu machen.

3.11., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad": "Zickenalarm"

Das ZDF zeigt den zweiten Teil der Langzeitdokumentation, für die fünf Mädchen zwei Jahre lang durch ihre Pubertät begleitet worden. Zwischen Facebook, Schulstress und Schönheitswahn müssen sie den Weg zur jungen Frau meistern. In Folge zwei versucht Luna, die Versetzung zu schaffen. Ein Referat soll die Note in Bio retten. Außerdem darf sie zum ersten Mal allein in Urlaub fahren: zu ihrer Tante nach Paris. Luna taucht ein in die Welt der Mode und hat plötzlich Zukunftspläne. Für Sarah gibt es eine kurze Pause vom Mobbing. Ein paar Mädchen aus ihrer Klasse halten jetzt zu ihr, und in den Sommerferien fahren sie gemeinsam zum Shopping in die Stadt. Gleich nach Schulbeginn gehen die fiesen Beschimpfungen aber wieder los. Ihre Noten sind dramatisch schlecht geworden, dabei steht sie vor der Abschlussprüfung. Clara (12) ist noch am Anfang der Pubertät. Sie geht auf ein Mädchengymnasium, spielt Geige, ist Pfadfinderin; ihre Mutter ist sicher, dass Clara in der Pubertät ganz unproblematisch sein wird. Aber dann steht Clara vor einer schwierigen Entscheidung - und wagt den Ausbruch.

4.11., ARD, 20.15 Uhr: "Herbe Mischung"

Der seit über dreißig Jahren in Berlin lebende Israeli Dror Zahavi erzählt mit "Herbe Mischung" eine romantische Komödie der ganz besonderen Art: Zarah (Peri Baumeister) ist die Tochter eines Ägypters und einer Deutschen, Benni (Trystan Pütter) ist Jude. Beide leben in München, wo die unterschiedliche Herkunft keinerlei Rolle spielt. Das ändert sich, als Zarah Benni nach Israel zur Beerdigung seines Großvaters begleitet: Für seine Familie ist es schon schlimm genug, dass sie keine Jüdin ist; es darf auf keinen Fall rauskommen, dass sie arabische Wurzeln hat. Aber Bennis Tante hat den Braten gerochen und tut fortan alles, um das Liebespaar zu entzweien. Die Liebesgeschichte hätte auch einen Dramenstoff abgegeben, aber als Komödie voller Missverständnisse und kleiner Notlügen kommt die Botschaft naturgemäß noch besser an. Es wäre ohnehin schade um die vielen witzigen Ideen gewesen, zumal das Drehbuch immer wieder auf wunderbare Weise brisante Momente heiter auflöst. Weniger lustig ist der offene Hass, der Zahra in Tel Aviv entgegenschlägt. Auch wenn Zahavi viele Szenen komödiantisch inszeniert und ihnen so die Schärfe nimmt: In vielen Momenten bleibt einem das Lachen im Halse stecken.

4.11., 3sat, 20.15 Uhr: Themenabend "Rechts - extrem – gefährlich"

Von 20.15 bis 0.45 widmet 3sat den Abend dem Thema Rechtsextremismus. Den Auftakt macht um 20.15 Uhr die ARD-Dokumentation "Die Akte Zschäpe". Philipp Grüll, Marcus Weller und Ulrich Neumann, Autoren der drei ARD-Politikmagazine "Fakt", "Report Mainz" und "Report München", gehen darin jenen Fragen nach, die der NSU-Prozess bis heute nicht geklärt hat: Wie nah waren die Sicherheitsbehörden an den Tätern dran und warum blieb die Fahndung nach dem Trio Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe erfolglos? Warum wurde die Polizistin Michèle Kieswetter im April 2007 in Heilbronn ermordet und ihr Kollege im Streifenwagen lebensgefährlich verletzt? Was geschah in dem Wohnmobil in Eisenach am 4. November 2011? Und: Warum vernichteten Verfassungsschutzämter sofort nach dem Auffliegen der NSU-Zelle V-Mann-Akten aus dem Umfeld des Trios? Für das Gericht in München handelt es sich bei den hier genannten Fragen um Ereignisse und Zusammenhänge, die für die rechtliche Beurteilung der Schuld der Angeklagten kaum eine Rolle spielen. Die drei Autoren befragen Zeugen, Ermittler, Wegbegleiter und Experten. Einige haben bislang geschwiegen. Unbekannte Akten, neue Bild- und Filmdokumente vertiefen die Aussagen der Interviewpartner. Um 21 Uhr folgt der Film "V-Mann-Land". Autor Clemens Riha beschreibt, wie Informanten als "Spitzel im Staatsauftrag" selbst Teil der Neonaziszene wurden. Nach dem preisgekrönten Spielfilm "Die Kriegerin" mit Alina Levshin als junge Rechtsradikale, die ins Grübeln kommt, als sie einen Asylbewerber näher kennen lernt, beschließt ab 23.25 Uhr "Deutsche Pop Zustände - Eine Geschichte rechter Musik" den Themenabend. Der Dokumentarfilm beschreibt das Zusammenspiel von Popkultur und rechter Ideologie und reflektiert die Entwicklung nationalistischer Musik seit den späten 1970er Jahren in Deutschland. Dietmar Post und Lucía Palacios haben Poptheoretiker und Soziologen, Musiker und Label-Vertreter sowie einen Aussteiger aus der rechten Szene und einen Ausstiegsberater mit einer umfangreichen Sammlung musikalischer Beispiele besucht und diese von ihnen analysieren, kommentieren und einordnen lassen.

5.11., WDR Fernsehen, 22.30 Uhr: "Menschen hautnah: Nur ein Klaps auf den Po?"

Seit 15 Jahren darf hierzulande kein Kind mehr geschlagen werden. Körperliche Bestrafungen und auch seelische Grausamkeiten sind unzulässig. Trotzdem werden in Deutschland jedes Jahr rund 1,6 Millionen Kinder heftig geschlagen. Wie viele Kinder ab und zu den berühmten Klaps auf den Po bekommen, weiß man nicht. Warum aber schlagen Eltern? Und was machen Schläge mit Kindern? Der Film stellt mehrere Fälle vor, bei denen Erziehungsberechtigte irgendwann nicht mehr weiterwissen und ihre ständigen Mahnungen und Drohungen mit Schlägen untermauern. Viele betrachten das nicht als Gewalt, sondern als erzieherische Maßnahme. Der Bielefelder Erziehungswissenschaftler Holger Ziegler hat 2013 etwa 900 Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern  befragen lassen. "Die große Mehrheit der geschlagenen Kinder ist unauffällig, unsichtbar, teilweise überangepasst. Das Problem ist, dass diese Kinder insbesondere von Institutionen ganz schnell aus dem Blick geraten. Es sind eher, wenn man es ein bisschen pointiert ausdrücken will, leidende und schweigende Opfer."

 6.11., 3sat, 20.15 Uhr: "Krankenhaus-Report: Wo Medizin Kasse macht"

Mit ihrem " Krankenhaus-Report" nehmen die Autorinnen Ulrike Bremer und Ulrike Gehring eine Diagnose deutscher Kliniken vor. Dabei stoßen sie auf vitale Wirtschaftsbetriebe wie auf Krankenhäuser, die ums Überleben kämpfen. Es gibt leere Kassen, opportunistische Ärzte und ausgelieferte Patienten. "Bei krassen Verteilungskämpfen kommt der Patient nicht vor", konstatiert ein AOK-Vorstand, und ein Aussteiger-Arzt berichtet von der Wirklichkeit hinter den Kulissen. Angesichts gefährlicher Fehlentwicklungen, die aus Patienten einen Abrechnungsfall machen, fragen die beiden Reporterinnen: Ist eine flächendeckende medizinische Maximalversorgung überhaupt machbar? Erwarten wir zu viel? Wer hat an unseren Krankenbetten das Sagen? Tragen die Götter noch Weiß, oder entscheiden längst die grauen Anzüge mit Krawatte?

6.11., Arte, 22.55 Uhr: "Ein Sünder in Mekka"

Nach seinem mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm "Ein Dschihad für die Liebe" (2007) begibt sich der homosexuelle muslimische Filmemacher Parvez Sharma in seinem neuen Dokumentarfilm auf eine Reise nach Mekka, zum Geburtsort des Islam. Obwohl er ein ambivalentes Verhältnis zu seinem Glauben hat, sehnt er sich nach einer spirituellen Verbindung und nach den Traditionen seiner Familie und Kultur. Er will herausfinden, ob er Muslim genug ist und ob der Islam für jemanden wie ihn Platz hat. Nicht-Muslimen ist der Zutritt in Mekka nicht erlaubt; Sharmas Film gibt einen bisher nie gesehenen Einblick in diese heilige Stätte. Der in Saudi-Arabien praktizierte Wahabi-Islam verbietet das Fotografieren und die Darstellung der menschlichen Form, wenn auch viele Pilger diese Regel missachten. Mit seinem iPhone und umgeben von vier Millionen Muslimen aus aller Welt erzählt Sharma eine Geschichte des Islams, wie sie noch nie gesehen und erzählt wurde.