Berlin (epd)Laut der Gutachten sei es "eher wahrscheinlich", dass Jalloh das Feuer in seiner Gefängniszelle vor gut zehn Jahren nicht selbst gelegt habe, sagte Thomas Ndindah von der Initiative am Dienstag in Berlin. Die Initiative hatte die Gutachten für rund 20.000 Euro bei Brandsachverständigen und einem Toxikologen aus London sowie einem Gerichtsmediziner aus Kanada in Auftrag gegeben.
Oury Jalloh war am 7. Januar 2005 bei einem Brand in einer Gewahrsamszelle im sachsen-anhaltischen Dessau an eine Liege gefesselt ums Leben gekommen. Nach Darstellung der Polizei soll er die Matratze mit einem Feuerzeug selbst entzündet haben.
Untersuchungen gehen weiter
Der Brandsachverständige Iain Peck sagte, die Ergebnisse seines Gutachtens deuteten darauf hin, dass ein Feuerzeug zur Zeit des Vorfalls "eher nicht in der Zelle gewesen sein kann". So hätten sich etwa an den Überresten von Matratze und Leiche keine geschmolzenen Plastikpartikel gefunden. Peck stützte seine Untersuchung auf Fotos und Videos vom Tatort, durfte den Zellentrakt aber nicht selbst besichtigen.
Der Fall Jalloh war bereits Gegenstand mehrerer Strafprozesse. 2014 bestätigte der Bundesgerichtshof in letzter Instanz die Verurteilung eines ehemaligen Dienstgruppenleiters der Polizei wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro. Die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau prüft auf Antrag der Initiative seit Anfang 2014, ob es weitere Ermittlungsansätze zum Grund für den Ausbruch des Feuers gibt. Die Untersuchungen dauern an.