Mit einem Festgottesdienst ist am Sonntag in Dresden an die Weihe der wiederaufgebauten Frauenkirche vor zehn Jahren erinnert worden. In seiner Predigt rief Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing angesichts der Flüchtlingskrise zu mehr Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe auf. Die Kirche werde "nicht stumm danebenstehen, wenn geistige Brandstifter durch unser Land ziehen und eine Stimmung des Unfriedens und der Unversöhnlichkeit sich ausbreitet", betonte er.
Der anglikanische Bischof von Coventry, Christopher Cocksworth, würdigte die Frauenkirche als einen Ort der Hoffnung, der "Menschen dazu aufruft, Frieden zu schaffen". Coventry und Dresden verbinde eine "tiefe Verwandtschaft" durch ihre Geschichte, sagte Cocksworth. Die Frauenkirche sei zum Symbol für die Versöhnung ehemaliger Kriegsgegner geworden, sagte Rentzing.
Die englische Industriestadt wurde im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Luftangriffe schwer beschädigt. Dresden wurde im Februar 1945 von britischen und US-amerikanischen Bombern angegriffen. Danach stürzte auch die Frauenkirche ein. Bis in die 1980er Jahre stand die Ruine in der Dresdner Innenstadt, am 12. Februar 1990 sendete eine Bürgerinitiative zum Wiederaufbau den "Ruf aus Dresden" an die Öffentlichkeit. Für den Wiederaufbau, der 1993 begann, wurden weltweit Spenden gesammelt. Die Weihe der neuen Frauenkirche fand am 30. Oktober 2005 statt.
Am Festgottesdienst in der voll besetzten Dresdner Frauenkirche nahmen Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (beide CDU) teil. Gekommen waren auch der frühere Baudirektor der Frauenkirche Eberhard Burger und der Trompeter Ludwig Güttler, einer der Initiatoren des Wiederaufbaus der Dresdner Kirche.
Bischof Rentzing betonte in seiner Predigt weiter, angesichts der Vorgänge auf den Straßen und auch auf dem Neumarkt vor der Kirche könne er nicht anders als mahnend seine Stimme zu erheben. Den Menschen, die dort "ihren zornigen Unmut mit Worten und manchmal auch mit Taten der Gewalt äußern", rufe er zu: "Heute will Christus in dein Haus kommen! Öffne ihm die Türen, und dein Blick auf dein Leben und deine Mitmenschen wird sich ändern!"