In dem Distrikt Aceh Singkil hatten militante Islamisten in der vergangenen Woche eine protestantische Kirche niedergebrannt. Am Montag dieser Woche hatten die Behörden auf Druck der militanten Gruppen mit dem Abriss von zehn Gotteshäusern begonnen. Organisationen wie die Islamische Verteidigungsfront hatten die Gewalt damit begründet, dass die Kirchen illegal seien. "Das ist in unserem Land ein klassisches Problem. Für Kirchen ist es sehr schwierig, eine Genehmigung zu erhalten", hieß es in einem Schreiben des Vorstands des Dachverbands der protestantischen Kirchen in Indonesien (PGI) an Präsident Joko Widodo. Zudem mahnte die PGI, die Regierung dürfe sich nicht den Forderungen "solcher Gruppen" beugen.
Die Gewalt in Aceh, der einzigen indonesischen Provinz mit islamischem Schariarecht, hat eine Schockwelle in Indonesien ausgelöst. "Wir erhalten Zuspruch durch die Führungsspitzen der großen muslimischen Massenorganisationen", sagte PGI-Vorsitzende Henriette Lebang gegenüber evangelisch.de. Aan Anshori, Sprecher des des Islamischen Netzwerks gegen Diskriminierung, verurteilte die Gewalt als "barbarischen Akt".
Durch einen Erlass aus dem Jahr 2006 ist es für Kirchen in Indonesien fast unmöglich geworden, Genehmigungen für den Bau und den Betrieb von Gotteshäusern zu erhalten. So kann eine Genehmigung zum Beispiel nicht erteilt werden, wenn sich 60 oder mehr Angehörige der Mehrheitsreligion gegen die Kirche aussprechen. Diese Vorschrift wird oft von radikalen islamischen Gruppen missbraucht, in dem sie Anwohner zwingen, sich gegen die Kirche auszusprechen. Zudem wird die Bearbeitung der Anträge von den Behörden oft jahrelang verschleppt.
Nach dem Brandanschlag auf die Kirche und einem Angriff auf eine zweite Kirche, bei dem ein Mann erschossen wurde, flohen Tausende Menschen aus Aceh Singkil in die Nachbarprovinz Nordsumatra. "Wir helfen den Flüchtlingen mit Nahrungsmitteln", sagte Lebang. Die PGI-Cefin forderte zudem "transparente und entschiedene Aktionen gegen die Drahtzieher des Brandanschlags". Nach Informationen der PGI seien die muslimischen Einwohner des Distrikts durch "Gruppen von außerhalb provoziert und aufgehetzt" worden.
Die indonesische Regierung hatte in der vergangenen Woche zur Verhinderung einer Eskalation der Gewalt in Aceh Singkil Armeeeinheiten eingesetzt. Am Dienstag dieser Woche wurde der Polizeichef von Aceh, Singkil, suspendiert. Die Administration von Präsident Widodo setzte damit ein klares Zeichen, dass sie religiös motivierte Gewalt nicht duldet.