Lammert: Debatte um staatliches Geld für Kirchentage überfällig

Foto: Friedrich Stark
Lammert: Debatte um staatliches Geld für Kirchentage überfällig
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat die Diskussionen um eine staatliche Mitfinanzierung kirchlicher Großveranstaltungen als notwendig bezeichnet. Auch Reformationsbotschafterin Margot Käßmann verteidigt die öffentliche Mitfinanzierungvon Kirchentagen.

"Ich finde diese Debatte nicht nur zulässig, sondern überfällig", sagte Lammert am Dienstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin. Die Selbstverständlichkeit, mit der früher die Unterstützung von Kirchentagen für eine öffentliche Aufgabe gehalten wurde, habe sich überlebt.

Insofern seien solche Diskussionen gewissermaßen ein zweijähriger Test für sich verändernde Selbstverständnisse in einer Gesellschaft. Das Staat-Kirchen-Verhältnis stehe nicht unter Denkmalschutz, sagte Lammert in der Veranstaltung zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017.

Im Grundsatz verteidigte der Parlamentspräsident aber das Verhältnis von Staat und großen christlichen Kirchen in der Bundesrepublik. Es sei ein "glücklicheres und gesünderes Verhältnis" als in Nachbarstaaten wie Frankreich. Die dortige Säkularität stelle für ihn auch eine Form von Verkrampfung oder "fundamentalistischer Versuchung" dar, sagte der Katholik Lammert.



Er diskutierte mit der Botschafterin des Rates der EKD, Margot Käßmann, über die Bedeutung des Reformationsjubiläums auch für den Staat. Käßmann verteidigte die öffentliche Mitfinanzierung von Kirchentagen. Die Laientreffen hätten regelmäßig wichtige gesellschaftliche Debatte beispielsweise über Frieden angestoßen, sagte die Theologin.

Lammert und Käßmann begrüßten den Willen von katholischer und evangelischer Kirche, den Jahrestag der Reformation in zwei Jahren auch ökumenisch zu begehen. Käßmann sprach von einer "kreativen Kraft der konfessionellen Differenzen", die beide Seiten anregen könne. Lammert unterstrich, er sehe mehr Einendes als Trennendes zwischen beiden Konfessionen. Dies sei inzwischen für ihn gar keine Frage mehr.