Erst im Jahr 1865 wurde die Sklaverei in den gesamten USA durch den Bürgerkrieg abgeschafft. Für Kirchen ist die Sache komplex: Viele weiße Kirchen rechtfertigten, dass Menschen aus Afrika gewaltsam in die Neue Welt verschleppt wurden. Kirchen hätten von Menschenhandel und Zwangsarbeit profitiert, sagt Bischof W. Nicholas Knisely von der Diözese Rhode Island der anglikanischen Episkopalkirche. Seine Kirche habe Nutzen geschlagen aus der Sklaverei, selbst nach 1865, von Erträgen der durch die Sklavenwirtschaft angehäuften Reichtümer.
Ausgestellt werden sollen Bordbücher von Sklavenschiffen, Urkunden, Zeitungsberichte und Gemälde, aber auch Fesseln und andere Gegenstände aus der Zeit der Sklaverei. "Weiße müssen sich dafür entscheiden", der "schmerzhaften Geschichte" der Sklaverei ins Auge zu blicken, sagt Kniselys Mitarbeiterin Linda Grenz. Zum Museum gehört auch ein Versöhnungszentrum, das seine Arbeit bereits aufgenommen hat. Dort sollen Menschen zusammenkommen, um sich über die Geschichte der Sklaverei auszutauschen und darüber, wie dieses historische Kapitel die US-amerikanische Gesellschaft bis heute prägt.
Das Museumsprojekt ist ungewöhnlich. Es gibt in den USA nur wenige Gedenkstätten für die mehr als vier Millionen Afrikaner, die von 1619 bis 1865 versklavt worden sind. Doch diese Vergangenheit wird immer wieder zum öffentlichen Thema. Präsident Barack Obama hat mehrmals davon gesprochen, die Geschichte werfe einen "langen Schatten". Das durchschnittliche Vermögen weißer Haushalte ist laut einer Untersuchung des Pew Research Centers zwölf Mal so groß wie das von schwarzen.
Auch Vorfahren des Bischofs besaßen Sklaven
Kürzlich hat der Bürgermeister von New York City, Bill DeBlasio, nahe der Wall Street eine Gedenktafel für die versklavten Afrikaner enthüllt, die im 18. Jahrhundert zum Bau der Metropole der Neuen Welt gezwungen wurden. Banken aus dem Norden haben mit Darlehen die Plantagenwirtschaft im Süden ermöglicht.
Für manche Kirchen war die Sklaverei eine Zerreißprobe. Die Gemeinschaften der Baptisten, Methodisten und Presbyterianer spalteten sich in Gegner und Befürworter. Die Episkopalkirche hatte ihre "Füße" in beiden Lagern. Der Präsident der "Konföderierten Staaten", die im Bürgerkrieg für die Beibehaltung der Sklaverei kämpften, war Mitglied der anglikanischen Kirche. 2006 bat die Episkopalkirche um Vergebung für ihre Rechtfertigung der Sklaverei.
Für Rhode Island hat die Auseinandersetzung besondere Bedeutung. Der Neuengland-Staat gilt als gebildet, zivilisiert und blickt auf eine Geschichte zurück, in der Peitschen schwingende Aufseher der Sklavenplantagen keinen Platz haben. Doch viele Kapitäne und Financiers der transatlantischen Sklaventransporte waren Mitglieder der Episkopalkirche. Mehr als die Hälfte der Schiffe, die verschleppte Afrikaner in die Neue Welt brachten, liefen von den Häfen Providence, Newport und Bristol im Küstenstaat Rhode Island aus, wie das Forschungsinstitut "Tracing Center" berichtet.
Bei der Errichtung des Museums arbeitet die Kirche mit dem Zentrum für das Studium der Sklaverei und Gerechtigkeit an der Brown-Universität und Nachfahren der Familie DeWolf zusammen. Die Familie DeWolf, prominente Mitglieder der Episkopalkirche, gilt als größter Sklavenhändler. Sie soll laut "New York Times" mehr als 12.000 afrikanische Sklaven "importiert" haben. Katerina Browne, eine Nachfahrin der DeWolf-Dynastie, gehört zu den Mitbegründern des Forschungsinstituts "Tracing Center", das die Verstrickung der gesamten Nation in die Sklaverei und den Sklavenhandel untersucht.
Bischof Knisely schrieb an seine Gemeinden: "Wir verstehen jetzt, dass manche unserer gegenwärtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen ihre Wurzeln in dieser Geschichte haben". Es sind enorme Vermögen zustande gekommen durch die Sklaverei. Und die Diskriminierung sei nicht beendet mit der Abschaffung der Sklaverei, sagte Knisely kürzlich in einem Rundfunkinterview. Auch in seiner eigenen Familiengeschichte habe er entdeckt, dass manche seiner Vorfahren versklavte Menschen besessen hätten, berichtete der Bischof.