"Unsere Kraft und Fantasie muss dem Frieden gelten, den gewaltfreien Wegen der Konfliktbearbeitung, dem Schaffen gerechter Verhältnisse, der Bekämpfung der Armut und gerechten Handelsbeziehungen", sagte der Theologe aus Bremen am Sonntag in der Nikolaikirche in Leipzig.
"Nicht den Krieg wieder führbar zu machen, nicht immer neue Waffensysteme zu erfinden, nicht immer neue Wege zu finden, wie wir Waffen produzieren und exportieren können, nicht Einsatzszenarios des Militärs dürfen unsere Kraft der Fantasie verschlingen", erklärte der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche anlässlich des 20. bundesweiten Treffens ökumenischer Friedensgebetsgruppen.
Keine Anstrengung sei umsonst, das mühsame Gespräch, Frieden und Versöhnung zu suchen. Dies gelte auch für Israel und Palästina, Syrien und den Irak, wo derzeit eine friedliche Lösung der Konflikte nicht in Sicht sei. "Wir haben es doch erlebt in unserer Geschichte, dass sich alte Feinde in Europa die Hände reichen, Völker sich aussöhnen und Friede zwischen ihnen herrscht."
Brahms erinnerte laut Redemanuskript an die Friedensgebete, die von 1982 an regelmäßig in der Leipziger Nikolaikirche stattfanden. Im September 1989 ging aus dem Gebet die erste Montagsdemonstration in der DDR hervor. Am 9. Oktober vor 26 Jahren protestierten schließlich rund 70.000 Menschen nach dem Friedensgebet gegen das SED-Regime. Das Datum gilt heute als entscheidende Wegmarke der friedlichen Revolution. In Leipzig hatten rund 25.000 Menschen am Freitagabend mit einem Lichtfest, einem Friedensgebet und einer "Rede zur Demokratie" daran erinnert.
Die Ereignisse von 1989 in Leipzig hätten gezeigt, wozu das Gebet in der Lage sei, betonte Brahms. Dort und an anderen Orten sei in den Kirchen informiert, diskutiert, gebetet und gesungen worden. "Daraus wurde eine Masse, die mutig auf die Straße ging und mit den Rufen nach Gewaltfreiheit eine friedliche Revolution herbeiführte", sagte der EKD-Friedensbeauftragte.