SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagte, er sehe das Land an der Grenze seiner Möglichkeiten. Länder und Kommunen, freiwillige Helfer und Hilfsorganisationen kämen überall an ihre Belastungsgrenzen, sagte der SPD-Politiker der "Berliner Zeitung" (Samstagsausgabe). Wenn im Oktober wie im Vormonat erneut mehr als 200.000 Flüchtlinge nach Deutschland kämen, könnten sie nicht mehr angemessen untergebracht werden. "In Notunterkünften kann Integration nicht gelingen", sagte Oppermann.
Natürlich könne Deutschland weiter Schutzsuchende aufnehmen. Aber es ginge nicht darum, ihnen nur ein Dach über dem Kopf zu besorgen und sie zu versorgen. "Wir wollen die Menschen ja integrieren", sagte Oppermann. Dazu gehörten der Spracherwerb, die Vermittlung von Werten, eine Ausbildung und eine Wohnung: "Viele Kommunen sind an der Grenze ihrer Möglichkeiten."
Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach sagte dem "Tagesspiegel" (Samstagsausgabe), er sei nicht überrascht, dass die Bundesbürger die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zunehmend skeptisch sehen und Zweifel haben, ob Deutschland der Krise gewachsen ist. Dies geht aus den Umfragewerten des aktuellen Politbarometers hervor. Dieser Meinungsumschwung habe sich schon seit Monaten abgezeichnet, sagte Bosbach - "nicht weil es in Deutschland an Hilfsbereitschaft fehlt, sondern weil immer mehr Menschen spüren, dass wir von der Herausforderung zur Überforderung kommen".
Auch Oppermann erklärte, er sehe ein Missverhältnis: Mit anhaltend hoher Geschwindigkeit käme eine große Zahl von Flüchtlingen nach Deutschland. "Mit deutlich geringerer Geschwindigkeit schaffen wir die Voraussetzungen, um die Flüchtlinge ordentlich aufzunehmen", sagte der SPD-Fraktionschef.