Am Dienstag ergriff das Kirchenoberhaupt nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi im Plenum erneut das Wort. Die katholische Ehelehre sei bei der Bischofssynode im vergangenen Jahr nicht infrage gestellt worden, sagte Franziskus vor den 270 Synodenvätern. Die Bischöfe gingen in ihren Wortmeldungen am zweiten Sitzungstag auf Gewalt gegen Frauen innerhalb der Familie und auf die Not von Flüchtlingen ein. Zahlreiche Synodenväter beklagten überdies die wachsende Kluft zwischen der katholischen Lehre und der Lebenswirklichkeit der Familien.
Bei der Morgenmesse erneuerte der Papst die Forderung nach Barmherzigkeit. Beim täglichen Gottesdienst in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta rief er dazu auf, der Barmherzigkeit Gottes mehr Raum zu geben als den eigenen Gedanken oder Listen von Geboten. Kardinal Reinhard Marx äußerte sich optimistisch über Familiensynode. Am ersten Sitzungstag sei es in sehr guter Atmosphäre zunächst um ein "Kräftemessen" gegangen, sagte er am Montagabend im Vatikan. "Wir werden daran arbeiten, dass die Menschen erfahren, dass die Kirche ganz zu ihnen steht", ergänzte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Es sei immer schwierig, Menschen zu vermitteln, sie gehörten ganz zur Kirche, wenn man sie zugleich als schwere Sünder bezeichne, sagte Marx.
Berichte über eine Lagerbildung zwischen Befürwortern und Gegnern einer Öffnung für wiederverheiratete Geschiedene nannte Marx eine "Erfindung der Medien". Es gebe weit mehr als nur zwei Positionen. Der Umgang der Kirche mit Homosexualität werde zwar bei der Synode diskutiert, sei jedoch nicht deren Hauptthema.
Die Bischofssynode berät noch bis zum 25. Oktober über den Umgang der Kirche mit Familien von heute. Am Ende werden die Stimmberechtigten unter den insgesamt rund 400 Teilnehmern über ein Schlussdokument abstimmen, an das der Papst allerdings nicht gebunden ist.