"Die, die Schutz brauchen, bekommen diesen Schutz", sagte Merkel dem Deutschlandfunk. Auf der anderen Seite müssten jene, die diesen Schutz nicht unbedingt brauchen, Deutschland auch wieder verlassen. Als Beispiel nannte sie Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen kämen.
Merkel sprach sich für einen stärkeren Schutz der EU-Außengrenzen aus, betonte aber zugleich, dass sich Europa nicht abschotten dürfe: "Mit Zäunen werden wir das Problem nicht lösen."
Die Kanzlerin warb in dem am Samstag aufgezeichneten Interview dafür, dass Deutschland die Flüchtlingskrise als Aufgabe annimmt. Diese könne bewältigt werden, wenn die Asylverfahren "schneller und klarer" werden und eine faire Verteilung der Asylsuchenden in Europa erreicht wird. Vor allen Dingen müssten die Fluchtursachen bekämpft werden. "Und das wird uns noch sehr viel abverlangen, in allen Bereichen", sagte Merkel.
Die CDU-Vorsitzende verteidigte ihre Entscheidung von Anfang September, in Ungarn gestrandete Flüchtlinge aus humanitären Gründen unkontrolliert einreisen zu lassen. "Ich würde sie wieder so treffen", sagte sie. Darüber habe sie auch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Horst Seehofer gesprochen. "Es gibt Dinge, da gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich hatte diese Entscheidung als Bundeskanzlerin zu treffen", sagte Merkel. Und sie halte die Entscheidung nach wie vor für richtig.
Das "Interview der Woche" mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sendet der Deutschlandfunk am Sonntag ab 11.05 Uhr.