Hannover (epd)"Es muss dringend eine ernsthafte Einigung auf eine effektive europäische Flüchtlingspolitik erzielt werden", schreiben die schwedische Erzbischöfin Antje Jackelén und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in einer gemeinsamen Stellungnahme, die am Montag in Hannover veröffentlicht wurde. "Zäune aufzurichten, um den eigenen Wohlstand vor der Not der anderen zu schützen, kann für ein Europa, das sich auf christliche Grundorientierungen beruft, kein Weg sein", unterstreichen die beiden Bischöfe im Hinblick auf die Errichtung von Grenzzäunen in einigen EU-Mitgliedstaaten. Deutschland und Schweden gehören in der EU zu den Hauptzielländern für die Flüchtlinge.
Vordringlich ist es laut Jackelén und Bedford-Strohm, sichere Zugangswege für Flüchtlinge nach Europa zu eröffnen. So empfehlen sie großzügige Flüchtlingskontingente und humanitäre Visa für eine reguläre Einreise in die EU. Auch sollte über Familienzusammenführung und Stipendien der Zugang nach Europa ermöglicht werden. Mitmenschlichkeit sei eine der größten menschlichen Stärken. "Ohne sie verarmt auch eine reiche Gesellschaft", mahnen die Bischöfe.
Im Widerspruch zu christlichen Werten
In der EU dürften die Prinzipien Solidarität und gemeinsame Verantwortung nicht nur gelten, "wenn es um Wirtschaft und Finanzen geht, sondern auch und besonders, wenn es um Menschen geht", heißt es in dem deutsch-schwedischen Kirchenwort. Aufrufe zu Abgrenzung und Abschottung widersprächen den christlichen Werten. "Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit dürfen in dieser humanitären Katastrophe auf unserem Kontinent nicht infrage stehen", fordern die Bischöfe.
Die internationale Gemeinschaft sehen der EKD-Ratsvorsitzende und die schwedische Erzbischöfin bei der Bekämpfung von Fluchtursachen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge gefordert. Gefragt seien diplomatische Anstrengungen, um eine friedliche Lösung etwa des Konfliktes in Syrien zu erreichen. Zudem müsse die Staatengemeinschaft "Terrorgruppen und Unterdrückern" den Zugang zu Waffen und Geld versperren.