Genf (epd)Die am Mittwoch vorgelegten Vorschläge der EU-Kommission müssten schnell und vollständig umgesetzt werden, forderte ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) am Freitag in Genf. Dazu gehöre die Verteilung von 160.000 Flüchtlingen aus Griechenland, Italien und Ungarn auf andere EU-Staaten.
Familien müssten zusammen bleiben
Bei der Hilfe müssten die Kinder im Mittelpunkt stehen, forderte Unicef. Ein Viertel aller Asylsuchenden in Europa in diesem Jahr seien Kinder. Familien müssten unter allen Umständen zusammen bleiben, forderte ein Sprecher des Kinderhilfswerks. Familien unbegleiteter Kinder sollten ihren Kindern nachziehen dürfen. Aufnahmezentren sollten zudem so kinderfreundlich wie möglich gestaltet werden.
Das UNHCR legte am Freitag Vorschläge zur Bewältigung der Flüchtlingskrise vor, die den Aufbau großer Registrierungszentren vor allem in Griechenland, Italien und Ungarn vorsehen. Von dort sollen die Flüchtlinge in Europa verteilt werden. Das Hilfswerk lobte die EU-Kommission dafür, dass sie auch die Öffnung legaler Einwanderungswege in ihr Konzept aufgenommen habe, das am Montag von Europas Staats- und Regierungschefs in Brüssel diskutiert werden soll. Je mehr solcher Methoden es gebe, desto weniger Flüchtlinge würden gezwungen, Schlepperdienste in Anspruch zu nehmen.
Abschreckungs-Anzeigen in der Presse wie zuletzt in Dänemarks libanesischen Tageszeitungen halten die UN für sinnlos. Flüchtlinge ließen sich weder von Anzeigen noch Stacheldraht abhalten, sagte ein UNHCR-Sprecher. Sie seien bereit, ihr Leben auf der Flucht vor dem Krieg zu riskieren, weil sie keine Alternative sähen. In den Veröffentlichungen waren Flüchtlinge aufgefordert worden, nicht in Dänemark einzureisen.
Politische Lösung des Syrienkriegs
Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Ursachen des Flüchtlingsstroms gemeinsam zu bekämpfen. Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien vor viereinhalb Jahren seien mehr als 230.000 Menschen getötet worden. Dieses Blutvergießen müsse durch eine politische Lösung des Konflikts beendet werden. Ähnlich äußerte sich der Unicef-Direktor für die Region, Peter Salama. Ohne eine schnelle Lösung der Syrienkrise könnten weitere Millionen Syrer nach Europa fliehen.
Zur Verbesserung der Lage in ungarischen Flüchtlingslagern will das UNHCR Gebäude und weitere Hilfsgüter in das Camp in Röszke an der Grenze zu Serbien schicken. Ein entsprechendes Angebot sei am Donnerstag von der ungarischen Regierung akzeptiert worden, sagte ein Sprecher in Genf. Die UN und Menschenrechtlern hatten die Bedingungen dort zuletzt scharf kritisiert.