Wer die Bibel aufmerksam lese, könne eine "Verachtung des Judentums nur als unchristlich bezeichnen", erklärte der Vorsitzende der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum.
Mussinghoff bezeichnete "Nostra aetate" als "Dokument der Umkehr". Die katholische Kirche habe sich damit von einer "Kultur der Vorurteile, der Missachtung und der Gleichgültigkeit gegenüber den Juden abgewendet". Das Konzilsdokument habe die Grundlagen für ein Verhältnis der Wertschätzung, des Dialogs und der Freundschaft gelegt.
"Für meine Generation war ein friedliches Verhältnisses zu Deutschland unmöglich"
Auch Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni würdigte die Fortschritte im Dialog zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften. 50 Jahre nach der Verabschiedung des Dokuments beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) zeigten sich allerdings auch dessen Grenzen, sagte Di Segni. Durch die Definition der Kirche als neues Volk Gottes in dem Dokument stelle sich die Frage, ob das Judentum für die katholische Kirche allein eine "Vorankündigung des Christentums" sei oder eine eigenständige Religionsgemeinschaft.
Mit Blick auf die Aufarbeitung des Holocaust sagte Rabbiner Di Segni: "Für die Angehörigen meiner Generation war die Vorstellung eines friedlichen Verhältnisses zu Deutschland unmöglich." Mittlerweile habe sich dies geändert. Heute gebe es in Deutschland wieder jüdische Gemeinden. "Die Kirchen in Deutschland wurden zu einem Motor für ein neues Verhältnis", betonte Di Segni.