"Alles deutet darauf hin, dass wir sehr viel mehr in der Prävention tun müssen, um Tod und Schrecken und Konflikte zu verhindern", ergänzte Brahms.
Armut ist ein lösbares Problem
Armut sei nach Meinung vieler Experten das weltweit größte, lösbare Problem, sagte Brahms. Von Deutschland erwarte er deshalb die "Vorreiterrolle eines reichen Mannes" in der Entwicklungspolitik: "Wer, wenn nicht wir, kann sich das leisten?", fragte der EKD-Friedensbeauftragte. Jedoch werde von Deutschland die Verpflichtung, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Entwicklungshilfe auszugeben, noch immer nicht erfüllt. "Stattdessen sollen Drohnen angeschafft werden", sagte Brahms.
Auch der evangelische Militärbischof Sigurd Rink bezeichnete bewaffnete Interventionen westlicher Staaten in Krisenregionen als "nicht zielführend". Auf diesem Wege lasse sich keine Befriedung erreichen. Auch die deutsche Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga im Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) im Irak und in Syrien betrachte er "mit großer Skepsis". "Wo sehen wir diese Waffen in fünf bis zehn Jahren wieder?", fragte Rink.
Kritik an Rolle der Türkei
Brahms fügte an, was sich in der arabischen Welt zusammenbraue, gehe auf die willkürliche Aufteilung der Region nach dem Ersten Weltkrieg zurück. Zudem hätten die Interventionen der USA im Irak bereits in den 1950er Jahren begonnen. Was ihn derzeit am meisten aufrege, sei jedoch die Rolle der Türkei, die IS-Kämpfer gesund pflege und Waffenlieferungen in das Krisengebiet nicht unterbinde. "Das ist ein Unding", sagte Brahms.
Rink betonte, der Konflikt zeige, dass Religionen in bewaffneten Auseinandersetzungen auch als Motivationsschemata missbraucht werden könnten. Dabei hätten alle Religionen einen friedensstiftenden Gehalt. "Man muss den Islam schon ganz schön vergewaltigen, um ihn dahin zu bringen, wo der IS heute steht", sagte der Militärbischof.