Dies sei nicht Ausdruck von Misstrauen in die Demokratie und deren Institutionen. Vielmehr hätten die evangelischen Kirchen die Möglichkeiten "demokratischer Einmischung zugunsten eines verbesserlichen Kapitalismus noch lange nicht ausgeschöpft", sagte die Generalsekretärin laut Redetext.
Das "staatsförmige Kleid, das die Kirchen tragen, ist zu weit geworden", argumentierte Ueberschär. Als Beispiel für die bestehende staatsnahe Gemeinwohlverpflichtung verwies sie auf "Ökumenische Sozialinitiative" der beiden großen Kirchen von 2014. Deren Bekenntnis zum bundesdeutschen Modell und gesellschaftlichen System übertreffe bei weitem die Aussage des DDR-Kirchenbundes, Kirche im Sozialismus zu sein.
"Volkskirchliche A-Religiosität" im Osten des Landes
Zunehmend müssen sich die Kirchen Ueberschär zufolge auf einem religiösen Markt behaupten. Zwar sei das Staat-Kirche-Verhältnis nach dem geltenden Recht nicht auf einen pluralen Markt religiöser Orientierungen ausgelegt. Faktisch entwickele sich aber eine Vielfalt in Religion einschließlich einer "volkskirchlichen A-Religiosität" im Osten des Landes. Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages sprach im Rahmen der Veranstaltungsreihe 850 Jahre Brandenburger Dom über "Kirche nach dem Sozialismus und vor dem Reformationsjubiläum".