"Wir müssen zwischen der Regierung Israels und den Juden unterscheiden. Die politische Kritik darf nicht allen Juden in die Schuhe geschoben werden", sagte Heimbucher nach einer Nahost-Reise im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mit Blick auf eine Zwei-Staaten-Lösung sagte der leitende Theologe im Vorfeld des Israelsonntags, der an diesem Wochenende in Deutschland begangen wird: "Die Zeit läuft uns weg."
"Nur Verhandlungen und ein Kompromiss werden Frieden schaffen"
Derzeit seien die moderaten Kräfte unter Israelis und Palästinensern in der Defensive. Fundamentalistische jüdische Siedler und israelische Regierung "spielten sich in die Hände", sagte Heimbucher. "Dabei gibt es auf dem Weg zum Frieden keine Alternative zu Verhandlungen und zum Kompromiss." Maximalforderungen wie etwa die Rückkehr aller palästinensischen Flüchtlinge seien nicht realistisch. Auch den Boykott jüdischer Wirtschaftsunternehmen im Westjordanland kritisierte Heimbucher. "Ein solcher Boykott beschädigt auch Projekte, die den dort lebenden Palästinensern zugutekommen."
Wichtig seien dagegen Modelle der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, die Juden wie Palästinensern gleichermaßen nützten. Dem reformierten Theologen ist es überdies wichtig, die christlichen Gemeinden unter den Palästinensern zu stärken, die er zu den kompromissbereiten Kräften zählt.
Israelische Sperranlage bestraft alle Palästinenser
Kritisch sieht Heimbucher die israelische Sperranlage, die an vielen Stellen Gebiete der Palästinenser von Israel trennt und die helfen soll, terroristische Anschläge in Israel zu verhindern. Sie sei ein bedrückendes Beispiel dafür, wie der israelische Staat in Reaktion auf den palästinensischen Terror den Palästinensern in der Westbank faktisch eine Kollektivstrafe auferlege. "Allerdings ist auch der Vergleich mit der Berliner Mauer überzogen, den Palästina-Solidaritätsgruppen bis zum Überdruss bemühen."
Mit dem Israelsonntag (9. August) erinnern die Kirchen seit dem Mittelalter an die Zerstörung des jüdischen Tempels und der Stadt Jerusalem im Jahr 70 nach Christi Geburt. Der Tag dient der kritischen Selbstreflexion und der Rückbesinnung auf die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen.