Es sei Christenpflicht, diesen Menschen eine Chance zur Verwirklichung ihrer Hoffnungen zu geben, erklärte Ramelow am Mittwoch in einem schriftlichen Grußwort an die 120. Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg, die am Abend mit einem Gottesdienst eröffnet werden sollte.
Zu dem Treffen der evangelikalen Christen werden bis Sonntag in der Thüringer Kurstadt rund 3.000 Teilnehmer zu Seminaren und Workshops unter dem Motto "Argument: Liebe!" erwartet. Liebe und Nächstenliebe seien feste Anker des christlichen Glaubens, sagte Ramelow und betonte: "Wir heißen aus humanitären Gründen und aus christlicher Nächstenliebe Flüchtlinge in unserem Land herzlich willkommen, die auf der Flucht vor Bürgerkrieg und Terror außer ihrem Leben alles verloren haben." Die evangelikalen Christen planen auf dem Marktplatz ein "Fest der Nationen", das ein Zeichen setzen soll für mehr Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen und Ausländern.
Flüchtlinge als Neubürger: "eine Win-win-Situation"
Viele der Flüchtlinge seien hoch qualifiziert und wollten gern sofort anfangen zu arbeiten, schrieb Ramelow. Statt Angst vor einer Umverteilung zu haben, "sollten alle begreifen, dass es sich nicht um ein Nullsummenspiel, sondern um eine Win-win-Situation handelt, wenn Flüchtlinge als Neubürger anfangen, bei uns zu arbeiten".
Die Deutsche Evangelische Allianz versteht sich als Netzwerk evangelikaler Christen mit einem pietistisch, freikirchlich oder charismatisch geprägten und eher konservativen Glaubensverständnis. Bad Blankenburg an den Ausläufern des Thüringer Waldes gilt seit 1886 als zentraler Ort der Glaubens- und Gebetsbewegung. Nach der Wiedervereinigung wurde der Ort 1991 zum Hauptsitz der Allianz. In seinem Grußwort bezeichnete Ramelow die Allianzkonferenzen mit bis zu 5.000 Teilnehmern in der DDR als "wichtige Kristallisationspunkte christlichen Glaubens".
Zum Rahmenprogramm der diesjährigen Konferenz gehören mehrere musikalische Veranstaltungen, ein Abend über das "Wunderjahr 1989" und ein "Luther-Stammtisch" mit dem Direktor der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter.