Papst Franziskus hat für einen offeneren Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen geworben. Diese seien "nicht exkommuniziert" und dürften auch nicht so behandelt werden, sagte er zwei Monate vor der geplanten Bischofssynode zur Familie am Mittwoch bei der Generalaudienz im Vatikan: "Sie gehören weiterhin zur Kirche."
Auf die Frage nach der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion ging Papst Franziskus aber nicht ein. Nach der im Oktober geplanten zweiten Bischofssynode zum Thema Familie wird jedoch mit einer päpstlichen Entscheidung gerechnet.
"Weder unsensibel noch faul" hinsichtlich moderner Familienformen
Die Kirche wisse "sehr wohl", dass die Lage der Betroffenen dem Sakrament der Ehe widerspreche, sagte das Kirchenoberhaupt, das nach mehrwöchiger Sommerpause die Generalaudienzen wieder aufnahm. Es sei jedoch ihre Pflicht, aus Liebe zur Wahrheit auf die Besonderheiten jeder einzelnen Situation einzugehen.
Beim Umgang mit dem in der Kirche umstrittenen Thema müssen nach den Worten des Papstes vor allem Kinder geschützt werden. In den vergangenen Jahren war die Kirche laut Papst "weder unsensibel noch faul" hinsichtlich moderner Familienformen. So sei das Bewusstsein stark gewachsen, dass Menschen, die nach einer gescheiterten Ehe eine zweite Familie gründen, "brüderlich und aufmerksam" aufgenommen werden müssten.
Papst Franziskus verwies auch auf Forderungen von Papst Johannes Paul II. (1920 - 2005). In seinem apostolischen Schreiben "Familiaris consortio" habe dieser bereits auf den Unterschied zwischen Ehepartnern hingewiesen, die eine Trennung erlitten, und denjenigen, die sie verursachten.
Vor dem Beginn der ersten Familiensynode im Herbst 2014 hatte das Kirchenoberhaupt die Forderung des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper nach Zulassung der Betroffenen zur Kommunion in Einzelfällen unterstützt. Bei der Synode hatten konservative Kirchenkreise die Forderungen nach einem veränderten Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen heftig kritisiert.