Tröglitz in Sachsen-Anhalt, Vorra und Reichertshofen in Bayern, Meißen in Sachsen, Limburgerhof in Rheinland-Pfalz oder die Hansestadt Lübeck - die Liste der Orte, in denen fremdenfeindliche Brandstifter Anschläge auf geplante Flüchtlingsunterkünfte verübt haben, wird immer länger. Am Wochenende brannte eine leerstehende Unterkunft in Remchingen bei Karlsruhe aus. Die Polizei vermutet Brandstiftung und schließt fremdenfeindliche Motive der Täter nicht aus.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und der badische evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh verurteilten den mutmaßlichen Brandanschlag. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) erklärte auf Facebook: "Jeder Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft ist ein Angriff auf unsere Gesellschaft, ein Angriff auf uns alle. Es reicht!" Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) rief erneut dazu auf, "klare Kante" gegen solche Angriffe zu zeigen.
Gebäude, in denen Asylbewerber untergebracht sind oder noch einziehen sollten, wurden in den vergangenen Monaten immer wieder Ziel fremdenfeindlicher Angriffe. Im ersten Halbjahr 2015 wurden laut Bundesinnenministerium bundesweit rund 150 solcher Straftaten gezählt. Bundespräsident Joachim Gauck nannte die Attacken vor wenigen Tagen "widerwärtig" und "unerträglich". Innenminister de Maizière sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagsausgabe), gegen solche Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte "müssen wir klare Kante zeigen".
Am Wochenende wurden Flüchtlingsunterkünfte in Baden-Württemberg und Bayern offenbar Ziel von Brandstiftern. In Remchingen bei Karlsruhe brannte nach Polizeiangaben in der Nacht zum Samstag eine geplante Unterkunft für Asylbewerber aus. Da das Gebäude noch leer stand, wurde den Angaben zufolge niemand verletzt. Den Sachschaden bezifferte die Polizei auf rund 70.000 Euro.
Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) sprach von einem niederträchtigen Brandanschlag. "Wir werden alles daran setzen, den Anschlag auf das geplante Flüchtlingsheim in Remchingen aufzuklären. Bei uns ist kein Platz für Hass und Ausgrenzung" erklärte er einem SWR-Bericht zufolge.
Landesbischof verurteilt mutmaßliche Brandstiftung
Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh hat den mutmaßlichen Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Remchingen bei Karlsruhe scharf verurteilt. Er sei "zutiefst erschüttert" und hoffe, dass die Tat schnell aufgeklärt werde, erklärte Cornelius-Bundschuh am Sonntag in Karlsruhe. In der Nacht zum Samstag war die Unterkunft in der Nähe von Karlsruhe ausgebrannt. Den Sachschaden bezifferte die Polizei auf rund 70.000 Euro.
Der Brand zeige, wie schnell alle gesellschaftlichen Kräfte gefordert seien, ein Klima der Offenheit und der Begegnung aufrechtzuerhalten. Die Kirchengemeinde in Remchingen begleite die Ereignisse intensiv und engagiere sich für die Flüchtlinge. Es sei wichtig, Zeichen zu setzen, "damit Flüchtlinge, die nach leidvollen Erfahrungen und Verlusten hier ankommen, sich willkommen fühlen", sagte Cornelius-Bundschuh.
Die Landeskirche werde sich ebenfalls weiter engagieren und Zeichen setzen. Ein Beispiel dafür seien die Andachten gegen die ausländerfeindlichen Demonstrationen in Karlsruhe, "die das Klima für solche Anschläge vorbereiten", erklärte Cornelius-Bundschuh.
Am frühen Samstagmorgen brannte es auch in einer Flüchtlingsunterkunft in Waldaschaff bei Aschaffenburg. Von den 30 Bewohnern wurde bei dem Feuer niemand verletzt. Den Angaben zufolge hatte ein in der Garage abgestellter Papiercontainer Feuer gefangen. An beiden Orten wird der Polizei zufolge noch nach den Ursachen des Brandes gesucht. Einen fremdenfeindlichen Hintergrund schließt die Polizei nicht aus.
In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Brandanschläge auf geplante Asylbewerberunterkünfte. Erst in der Nacht zum Donnerstag hatten unbekannte Täter im oberbayerischen Reichertshofen eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Brand gesteckt. Dabei wurde niemand verletzt. In den vergangenen Wochen hatte es dort Bürgerproteste gegen die geplante Einrichtung in einem ehemaligen Gasthof gegeben.
Im sächsischen Meißen und im rheinland-pfälzischen Limburgerhof hatte es ebenfalls in unbewohnten Unterkünften gebrannt. Im Dezember 2014 war im fränkischen Vorra bei Nürnberg eine geplante Flüchtlingsunterkunft abgebrannt.