"In der Ukraine herrscht Kriegszustand", sagte der Theologe nach einer Reise in die West-Ukraine dem Evangelischen Pressedienst (epd). Obwohl die Kämpfe mit den prorussischen Separatisten mehr als 1.500 Kilometer vom westlichen Landesteil entfernt stattfänden, seien die Auswirkungen überall zu spüren.
Fender besuchte die "Reformierte Kirche in Transkarpatien", die Kirche der ungarischen Minderheit. Sie ist eine Partnerkirche der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz im niedersächsischen Leer. Die Menschen in der Ukraine litten unter Arbeitslosigkeit und Armut, berichtete er. Viele Familien lebten in Wellblechhütten, "wie in den Townships von Südafrika". Wer mehr Glück habe, lebe in heruntergekommenen Plattenbauten aus Sowjetzeiten. Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters betrage gerade 400 Euro. "Dabei sind die Lebensmittel fast so teuer wie bei uns in Deutschland."
Kirche verteilt Essen an Arme
Im reformierten Gemeindezentrum der Stadt Beregszasz (Berehowe) werde jeden Tag Suppe gekocht und Brot gebacken. Mit einem Lieferwagen werde das Essen in der Stadt an die Armen verteilt. "Vielerorts hat die Kirche staatliche Aufgaben übernommen." In einem Gebiet organisiere und betreibe die reformierte Kirche sogar die Feuerwehr und die Krankentransporte.
Die Ukraine verwende ihr Geld derzeit nur noch, um den Krieg im Osten zu finanzieren. "Das Land braucht aber dringend Frieden, um wieder auf die Beine zu kommen", sagte Fender. Stattdessen sei der Konflikt stets präsent. Täglich erhielten Männer ihre Einberufung zum Militärdienst. Die Regierung habe angekündigt, alle gesunden Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren einzuziehen.
Das geistliche Oberhaupt der reformierten Minderheitskirche, Bischof Sandor Zan Fabian, setze sich inzwischen sogar für die Abtrennung der umkämpften Gebiete im Osten ein. Sein Argument: Frieden ist wichtiger als Land. Zusätzlich versuche er verzweifelt, seine Pastoren vor dem Militärdienst zu bewahren.
Die Reformierte Kirche in Transkarpatien ist vor allem im ukrainisch-ungarischen Grenzgebiet beheimatet. Zu ihr gehören rund 100.000 überwiegend ungarischstämmige Christen in 108 Gemeinden. Die Region ist seit Jahrhunderten ein Spielball der Großmächte.