Die Präsidentin des nächsten evangelischen Kirchentags im Jahr 2017, die Schweizer reformierte Theologin Christina Aus der Au, erklärte: "In dieser Zeit des Auseinanderdriftens wollen wir gemeinsam eine eigene europäische und ökumenische Form für einen europaweiten Kirchentag finden."
Auf der Tagung in Bad Boll sei die Idee eines europaweiten Treffens der Christen, das von Laien und Gemeinden organisiert wird, "erstmals wegweisend ins Auge gefasst" worden, hieß es. Es existiere zwar die Ökumenische Europäische Versammlung, sagte Silke Lechner vom zentralen Kirchentags-Büro in Fulda dem Evangelischen Pressedienst. Dazu laden die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Delegierte aus Europa ein. Bisher gebe es aber keinen Ort in Europa, "wo sich die Zivilgesellschaft trifft", sagte Lechner.
Über den Glauben eine europäische Identität herstellen
Bisher stehen die Planungen noch am Anfang. Form, Ort, Name, Zeitpunkt und Finanzierung sind noch offen. Es gehe nicht darum, einen deutschen Kirchentag "eins zu eins" auf ein europäisches Treffen zu übertragen, sagte Lechner. Die Organisatoren wünschen sich, dass das Abschlussdokument, die "Roadmap", bis Oktober in Kirchen, Gemeinden und Organisationen diskutiert wird. Das nächste Treffen ist für 2016 vorgesehen.
Im ökumenischen Arbeitskreis, der das Projekt voranbringen will, engagieren sich unter anderem der Europaabgeordnete Sven Giegold (Grüne), der in der Präsidialversammlung des evangelischen Kirchentags sitzt, der katholische Präsident des Europäischen Forums der Nationalen Laienkomitees, der Belgier Peter Annegarn, und eine Vertreterin der griechisch-orthodoxen Kirche, Katerina Karkala-Zorba.
Die Idee eines europäischen Kirchentags hatte vor drei Jahren auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Spiel gebracht. Es wäre "ungeheuer wichtig", über den Glauben eine europäische Identität herzustellen, hatte Schäuble im März 2012 gesagt.