Dabei beklagte er wachsende Ungleichheit als Folge der andauernden Wirtschaftskrise. In dieser Situation dürften die Menschen nicht allein auf einen "Aufschwung" warten, sondern müssten sich dafür einsetzen, dass es menschenwürdige Arbeit für alle gebe, sagte Franziskus: "Das erfordert ein Wirtschaftsmodell, das nicht dem Kapital dient sondern dem Allgemeinwohl." Besonders Frauen, die einen Großteil der Belastung durch die Versorgung der Familie trügen, seien in der Arbeitswelt weiterhin massiv diskriminiert.
Angesichts wachsender Flüchtlingszahlen warnte das Kirchenoberhaupt davor, Migranten für Mangel an Arbeitsplätzen verantwortlich zu machen. "Migranten sind selbst Opfer von Ungleichheit, Wegwerf-Wirtschaft und Krieg", mahnte der Papst. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise müsse das Nein zu einem Wirtschaftssystem bekräftigt werden, das Menschen ausschließe, die in absoluter Armut lebten. Allein in Turin betreffe dies ein Zehntel der Bevölkerung beklagte der Papst in der ehemaligen Automobilmetropole.
Nach der Begegnung mit Arbeitern wollte der Papst in der Kathedrale das Turiner Grabtuch besuchen. Der Überlieferung zufolge prägten sich die Züge von Jesus Christus auf wundersame Weise in das Tuch ein. Naturwissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass das Tuch aus dem Mittelalter stammt. Anschließend stand eine Freiluftmesse auf dem Programm der Papstvisite. An diesem Montag will das Kirchenoberhaupt der Waldenserkirche eine Visite abstatten. Franziskus wird als erster Papst die wichtigste evangelische Gemeinschaft Italiens besuchen.