Viele der angemahnten Punkte zu weltweiter Ungerechtigkeit und Klima würden von der evangelischen Kirche seit Jahren vertreten, sagte Bedford-Strohm auf einer Podiumsdiskussion am Freitagabend in Fürstenfeldbruck bei München. Die reichen Staaten müssten ihr Verhalten überdenken und dürften nicht dauerhaft auf Kosten der ärmeren leben. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, lobte: "Die Enzyklika ist ein großer Wurf und ein reicher Schatz an Impulsen."
Der Papst übt in seiner in der vergangenen Woche veröffentlichten Umwelt-Enzyklika "Laudato si" scharfe Kritik am Umgang der Menschen mit dem Planeten. Er zeigt sich darin in großer Sorge um "das gemeinsame Haus" und fordert ein weltweites Umdenken.
Bedford-Strohm mahnte, die reichen Staaten müssten ihr Verhalten überdenken und dürften nicht dauerhaft auf Kosten der ärmeren leben. So würden in den USA jährlich 18 Tonnen CO2 pro Kopf ausgestoßen und in Deutschland zehn Tonnen, während es in ärmeren Ländern nur ein Bruchteil sei. Die ärmsten Länder seien aber die ersten Opfer des Klimawandels, beispielsweise durch Dürren. "Ich glaube, ich lebe glücklicher, wenn ich aufhöre gegen die anderen zu leben", sagte der bayerische Landesbischof.
Nicht nur auf der politischen oder wirtschaftlichen Ebene müsse ein Umdenken stattfinden, auch auf der individuellen Ebene seien neue Umgangsformen mit den Ressourcen notwendig. "Jeder kann etwas tun, auch ohne sich das Leben zu verderben. Schon häufiger das Fahrrad zu nutzen statt des Autos kann helfen", sagte Bedford-Strohm, der selbst ein begeisterter Fahrradfahrer ist.
Erzbischof Marx übte scharfe Kritik am Kapitalismus. Dass dieser sich als Wirtschaftssystem zunehmend durchsetze und die Armen dabei auf der Strecke blieben, "das dürfen wir nicht akzeptieren", sagte er. Soziale Marktwirtschaft sei nicht dasselbe wie Kapitalismus. "Wir müssen über den Kapitalismus hinausdenken", forderte der Kardinal.
Marx betonte zudem - wie auch Bedford-Strohm - die große Verantwortung der Kirche. Es werde oft so getan, als sei die große Zeit des Christentums vorbei, dabei "liegt die große Geschichte erst vor uns", sagte er. Bei den großen Themen der Menschheit wie Klima, Bewahrung der Schöpfung oder universelle Menschenrechte müsse sich das Christentum einbringen. Die Menschen sollten ihre Vorstellungen von gutem Leben überdenken.
Beide Kirchenrepräsentanten sprachen auf einer Podiumsdiskussion zum Auftakt des ersten regionalen Ökumenischen Kirchentag in Fürstenfeldbruck.