Gleichzeitig ist die Kluft zwischen Arm und Reich im vergangenen Jahrzehnt gewachsen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin zeigt.
Danach sind die Einkommen der oberen zehn Prozent zwischen 2000 und 2012 um mehr als 15 Prozent gestiegen, in den mittleren Einkommensgruppen blieben sie dagegen fast unverändert. Die unteren 40 Prozent haben real sogar bis zu vier Prozent weniger als noch zur Jahrtausendwende. Bis 2005 ist die Ungleichheit der verfügbaren Haushaltseinkommen der DIW-Studie zufolge deutlich gestiegen, seitdem liegt sie auf diesem Niveau.
"Auch Erwerbstätige inzwischen von Armut bedroht"
Zum Armutsrisiko in Deutschland stellen die Wissenschaftler fest: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass inzwischen auch mehr Erwerbstätige von Armut bedroht sind." Dies gelte vor allem für Berufseinsteiger im Alter von 25 bis 35 Jahren, von denen fast jeder Fünfte weniger als 949 Euro pro Monat zur Verfügung hat. Für Alleinlebende ist die Armutsrisikoquote in dieser Altersgruppe sogar von rund 27 Prozent im Jahr 2000 auf etwa 39 Prozent im Jahr 2012 gestiegen. Ein Grund dafür seien die oft niedrigen Arbeitseinkommen von Berufsanfängern, insbesondere bei atypischen Beschäftigungsverhältnissen.
Ausbildung zahlt sich aus
In Ostdeutschland sind nach DIW-Berechnungen 20 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht - und das, obwohl die Arbeitslosigkeit deutlich zurückgegangen ist. Das höchste Armutsrisiko in Deutschland haben die 18- bis 25-Jährigen. Ihr Risiko lag im Jahr 2012 mit rund 21 Prozent weit über dem Durchschnitt von etwa 14 Prozent (mehr als elf Millionen Personen) der Gesamtbevölkerung. "Mehr als die Hälfte dieser Personengruppe absolviert allerdings eine Ausbildung oder ein Studium. Die meisten leben in dieser Zeit unterhalb der Armutsrisikoschwelle", so die Autoren der Studie. Die Ausbildung zahle sich jedoch im späteren Berufsleben aus.