"In dieser Gewissensfrage darf es keinen Fraktionszwang geben", sagte der frühere CDU-Generalsekretär der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Samstagsausgabe).
Auch die Vertreter der katholischen Kirche "werden sich damit abfinden müssen, dass man die Ehe nicht sakramentalisieren darf", sagte Geißler. Er widersprach zugleich der Vorstellung, man könne mit der Aufrechterhaltung des derzeitigen bürgerlichen Ehemodells den konservativen Markenkern der Union retten. Die CDU sei keine konservative Partei, sondern eine christlich-demokratische Union, die konservative, soziale und liberale Elemente in sich vereine.
Auch kinderlose Ehe, ist eine Ehe
Mit Blick auf das Argument, dass aus einer gleichgeschlechtlichen Ehe keine Kinder hervorgehen könnten, sagte der frühere Familienminister, es gebe auch zahlreiche Ehebündnisse von Männern und Frauen, die gar nicht die Absicht hätten, Kinder zu zeugen. "Aber wenn die Ehe nur dann eine Ehe wäre, wenn Kinder da sein sollen, dann wäre eine Ehe zwischen 60- und 70-Jährigen ja auch naturwidrig", sagte der 85-jährige CDU-Politiker.
Der Bundesrat hatte sich am Freitag für die völlige Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe ausgesprochen. In dem Entschließungsantrag fordern die Länder die Bundesregierung auf, die Benachteiligung gleichgeschlechtlicher Paare zu beenden und ihnen etwa das volle Adoptionsrecht zu gewähren.
Schwule und lesbische Paare können in Deutschland seit 2001 eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Nach und nach wurden ihre Rechte seitdem denen von Eheleuten angeglichen. Es bestehen aber weiterhin Unterschiede. So können gleichgeschlechtliche Paare gemeinsam keine Kinder adoptieren.