Israel: Arabischen Theatern droht die Schließung

Israel: Arabischen Theatern droht die Schließung
Neue israelische Regierung kürzt Zuschüsse
Die neue Regierungskoalition in Israel bringt Probleme für arabische Kulturschaffende mit sich. So rechnete das israelisch-arabische Ensemble des Kindertheaters "Almina" in Jaffa fest mit staatlichen Zuschüssen für das kommende Jahr, bis Kultusministerin Miri Regev (Likud) dem kleinen Schauspielhaus einen Strich durch die Rechnung machte.
11.06.2015
epd
Susanne Knaul

Bereits vor vier Monaten hatte Norman Issa, künstlerischer Direktor von "Almina" und Schauspieler am städtischen Theater von Haifa, sich geweigert, mit dem städtischen Ensemble aus Haifa vor Siedlern im Westjordanland aufzutreten. In den vergangenen Tagen signalisierte nun die neue Ministerin Regev, dass diese Weigerung die Chancen auf finanzielle Unterstützung für "Almina "deutlich verringere.

Schon vor fünf Jahren hatten linke jüdische Schauspieler Schlagzeilen gemacht mit ihrer konzertierten Weigerung, auf einer Bühne im besetzten Gebiet zu spielen. Der Eklat endete mit der Regelung, dass niemand zum Auftritt gezwungen werden könne. Somit seien formal die Bedingungen für Subventionen erfüllt, sagte Gidona Issa, Normans jüdische Ehefrau und Mitgründerin Kindertheaters, auf telefonische Anfrage.

Generell habe "Almina" den Anspruch, Juden und Araber zusammenzubringen, "um gemeinsam Kunst zu kreieren", sagte Gidona Issa. Die Theatermacher hoffen nun, dass sie mit privaten Spenden über die Runden kommen werden.

Auch in Haifa kämpft ein arabisch-israelisches Theater ums Überleben: "Al-Midan". Erziehungsminister Naftali Bennett, Chef der national-religiösen Partei "Das jüdische Haus", strich die Vorstellung "Parallele Zeiten" von der Liste der subventionierten Produktionen. Und die Kommune Haifa legte den bisherigen Zuschuss von umgerechnet gut einer viertel Million Euro jährlich vorerst auf Eis. "Parallele Zeiten" steht seit gut einem Jahr auf dem Spielplan, 26 Mal wurde das Stück bereits gespielt, und bisher hat das Erziehungsministerium ganze Kartenkontingente für Schüler gekauft.

Israels Kultusministerin Regev: "Wenn Zensur nötig ist, dann zensiere ich"

Gegründet worden war "Al-Midan" vor 20 Jahren mit Unterstützung der damaligen Erziehungsministerin Schulamit Aloni von der linken Meretz, es richtet sich in erster Linie an ein arabisches Publikum. "Parallele Zeiten" geht auf die Geschichte des Palästinensers Walid Daka zurück, der wegen Beihilfe zum Mord eine lebenslängliche Haftstrafe absitzt. Daka war der erste politische Häftling, der hinter Gittern heiraten durfte. 

Unterdessen verteidigt Kultusministerin Regev ihr Vorgehen: "Wenn Zensur nötig ist, dann zensiere ich." Die liberale Tageszeitung "Haaretz" kommentierte das scharf: "Anders als in autokratischen Regimen sind staatliche Subventionen nicht daran geknüpft, was aufgeführt wird, und noch weniger an das Denken und Tun eines Schauspielers."