Hunderttausende Eritreer hätten bislang ins Ausland fliehen müssen, teilte die Kommission am Montag in Genf mit. Zwangsarbeit, Folter, sexuelle Gewalt und außergerichtliche Hinrichtungen seien so gravierend, dass vom Tatbestand der Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgegangen werden müsse. Die Bürger lebten unter dem Regime von Präsident Isaias Afewerki in ständiger Angst vor Verfolgung, schrieb die dreiköpfige Kommission in ihrem 500-Seiten-Bericht.
Die Menschenrechtsverletzungen durch das Regime hätten einen Umfang und eine Brutalität erreicht, die selten davor beobachtet worden seien. Die Täter gingen straffrei aus. Die Autoren des Berichts verlangen von der internationalen Gemeinschaft, den geflohenen Eritreern Schutz zu bieten.
Hochgradig militarisiert
Zehntausende Eritreer flüchteten gemäß UN allein 2014 und 2015 auf Schlepperbooten über das Mittelmeer in EU-Länder. Eritrea mit seinen mehr als sechs Millionen Einwohnern sei eines der Länder, aus dem die meisten Menschen nach Europa flüchteten. Nach UN-Angaben versorgte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR Mitte 2014 rund 360.000 Eritreer außerhalb ihrer Heimat. Beim Verlassen Eritreas ohne Genehmigung drohten den Menschen schwere Strafen, hielten die UN-Ermittler fest.
Die Kommission soll den Report am 23. Juni dem UN-Menschenrechtsrat präsentieren. Der UN-Rat hatte die Kommission im Juni 2014 gegründet, um die schweren Vorwürfe gegen Eritreas Regime zu überprüfen. Da die Regierenden den UN-Ermittlern die Einreise verweigern, interviewten sie Hunderte Geflohene und Zeugen außerhalb des abgeschotteten Landes. Vorsitzender der UN-Kommission ist der Australier Mike Smith, ferner gehören Victor Dankwa aus Ghana und Sheila B. Keetharuth aus Mauritius dem Gremium an.
Eritrea erlangte 1993 die Unabhängigkeit von Äthiopien. Der frühere Befreiungskämpfer Afewerki baute über die Jahre einen Repressionsapparat auf und duldet keine Opposition. Die Gesellschaft gilt als hochgradig militarisiert.