Eppler: Erkennen, wenn der Weg zur Dummheit führt

Eppler: Erkennen, wenn der Weg zur Dummheit führt
Erhard Eppler, SPD-Politiker und Philosoph, hat vor einer zunehmenden Verdummung der Gesellschaft gewarnt.

Bei einer Bibelarbeit beim evangelischen Kirchentag in Stuttgart sagte er am Samstag, "nur wenn wir unsere Eitelkeit in den Griff kriegen, werden wir klüger". Und, so fügte der ehemalige Kirchentagspräsident schmunzelnd hinzu: "Man muss natürlich auch merken, wenn man auf dem Weg ist, dümmer zu werden."

Eppler legte die von Matthäus überlieferte Parabel von den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen aus. Die waren zu einer Hochzeit eingeladen und warteten auf das Eintreffen des Bräutigams, der sich aber sehr verspätete. Als die Dunkelheit hereinbrach, zeigte sich, dass nur die fünf weitsichtigen Frauen richtig gerüstet waren, denn sie hatten nicht nur Lampen, sondern auch Ersatzöl dabei. Das aber wollten sie nicht mit den fünf törichten Mädchen teilen: Denn dann reiche der Vorrat nicht für alle. Die törichten Frauen versuchten daraufhin, Öl zu kaufen. Als sie jedoch zurückkehrten, war der Bräutigam längst eingetroffen. Als die Frauen Einlass zur Feier begehrten, wies der frischgebackene Ehemann sie jedoch brüsk ab: "Ich kenne euch nicht."



Eppler schilderte die historischen Umstände der Entstehung des Textes, den er als "unjesuanisch" bezeichnete. In der Zeit der Verfolgung der Urchristen durch die Römer im ersten Jahrhundert nach Christus hätten die drangsalierten Gemeinden inständig auf die Wiederkehr von Christus gehofft. Sie hätten allzeit bereit sein müssen, ihn zu empfangen. Genau das aber hätten die törichten Jungfrauen sträflich versäumt: Hinter dem Bräutigam der Parabel verberge sich der wiederkehrende Christus, erläuterte Eppler. Dass "die schusseligen, vielleicht etwas überdrehten Mädchen" mit ihrer Aussperrung hart bestraft wurden, sei vor diesem Hintergrund erklärbar.

Doch dass sie auf einen "derart gnadenlosen Richter" trafen, dafür fehlte Eppler das Verständnis. Schließlich wurde ihnen der Weg ins Himmelreich versperrt. "Ich halte das für eine nicht ganz gelungene Parabel", sagte der Ex-Kirchentagspräsident. Zumal Jesus selbst sich an vielen anderen Stellen in der Bibel als sehr großherzig zeigte. "Doch ich denke, Mathäus würde mir meine Kritik nicht übelnehmen."