Das "Zentrum Regenbogen" hatte zum Thema "Da kann man doch was machen?!? Umpolungsversuche an Lesben/Schwulen und ihre Folgen" eingeladen. Auf dem Podium tauschten sich die Psychologin Pia Voss-Höge, der Journalist Christian Deker und der "Zwischenraum"-Gründer Günter Baum mi dem Publikum über ihre privaten und beruflichen Erfahrungen mit der "Heilung" homosexuell veranlagter Menschen aus.
Der Journalist Christian Deker zeigte einen Teil seines Films "Die Schwulenheiler 2" (NDR Panorama), in dem "Heilungsversuche" und ihre Folgen thematisiert werden. Die Begegnungen mit Menschen, die unter Therapieversuchen litten, hätten ihn erschüttert, sagte Deker, "weil da große oder wichtige Teile eines Lebens weggeworfen werden". Er wünsche sich, dass es in Zukunft weder Nachfrage noch Angebot von "Heilung" Homosexueller mehr gebe, sagte Deker. Sein Film beinhaltet auch eine kritische Anfrage an die Evangelische Kirche in Deutschland, sich von evangelikal-konservativen Gruppierungen zu distanzieren, in denen von Homosexualität als "Sünde" die Rede ist.
Günter Baum berührte die Zuhörenden in Stuttgart-Wangen mit seiner Lebensgeschichte: Nachdem er als Jugendlicher beschlossen hatte, sein Christsein entschiedener zu leben, begann er mehrere Versuche, seine Homosexualität durch "Therapien" loszuwerden. Dass er zunächst an diesem Ziel festgehalten habe, begründete Baum im Nachhinein damit, dass er in einem festgefügten "Mindsetting" und sozialen Umfeld gelebt habe, in dem keine alternativen Denkweisen vorkamen. Letztendlich sei er aber "zunehmend depressiv" geworden und auch sein Gottesbild habe sich verändert, erzählte Baum: "Dieser Gott wollte mich irgendwie nur kleinkriegen." Schließlich traf Baum einen Seelsorger, der ihm riet, seine sexuelle Neigung anzunehmen. Günter Baum gründete das Hauskreis-Netzwerk "Zwischenraum", bei dem evangelikal geprägte Christen ihren Glauben mit ihrer Homosexualität im Einklang leben.
Auf die Anfrage einer Mutter aus dem Publikum, deren Tochter sich in evangelikalem Umfeld als lesbisch geoutet hatte und die Rat zum Umgang mit Bibelstellen suchte, sagte Baum, das empfinde er als "Bibelstellen-Pingpong". Es führe zu nichts. Viel wichtiger sei, zu wissen, dass man als gleichgeschlechtliche liebender Mensch von Gott angenommen sei: "Du schwuler Mann bist mein geliebter Sohn." Es müsse eine Basisbewegung in den Gemeinden entstehen, die sich für die weitere Mitarbeit lesbischer und schwuler Menschen in den Gemeindegruppen einsetzten. Denn die Betroffenen riskierten bei einem Coming-out in evangelikalen Gemeinden, ihr gesamtes soziales Umfeld zu verlieren. Baum warb erneut für einen Dialog mit evangelikalen Predigern über die Akzeptanz von Homosexualität.
Pia Voss-Höge referierte aktuelle Erkenntnisse aus der Psychotherapie und stellte klar, dass Homosexualität nicht mehr als Störung oder Krankheit gelten. Voss-Höge riet im Umgang mit homosexuellen Klienten zum so genannten "affirmativen Ansatz", bei dem homosexuell Menschen lernen, mit Vorurteilen in ihrer Umwelt angemessen umzugehen und sich selbst mit der eignen Sexualität zu akzeptieren. Mensche, die Vourteile gegen Homosexuelle Menschen hätten, begegne man am besten, indem man genau nach deren Ängsten frage und zuhöre, sagte die Psychologin.