Es sei "abwegig und irritierend", das Alte Testament auf den Rang der sogenannten apokryphen Schriften herabzustufen, sagte Jung am Donnerstag in Darmstadt. Dagegen sei Slenczkas Anliegen berechtigt, über den Stellenwert des Alten Testaments für die Kirche zu diskutieren, schreibt Jung auf der Kirchen-Homepage "ekhn.de".
Der Kirchenpräsident erinnerte daran, dass die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ihre enge Verbundenheit mit dem Judentum und zugleich den Respekt für die Eigenständigkeit des jüdischen Glaubens vor fast 25 Jahren in ihre Verfassung aufgenommen hat. "Es bleibt in der Praxis und in der theologischen Forschung immer eine Herausforderung zu reflektieren, wie wir als Christen die jüdischen Texte des Alten Testaments lesen und verstehen", sagte er mit Bezug auf Slenczka. Allerdings müsse die Auseinandersetzung wissenschaftlich fundiert und auf der Höhe des aktuellen christlich-jüdischen Gesprächs geführt werden.
Zuvor hatte bereits der kurhessische Bischof Martin Hein den Vorstoß Slenczkas zurückgewiesen. "Ohne das Alte Testament können wir das Neue Testament nicht verstehen", sagte er. Die christliche Liturgie etwa lebe ganz wesentlich von den Psalmen des Alten Testaments. Slenczka, Professor der Humboldt-Universität, hatte in einem umstrittenen Aufsatz die Zugehörigkeit des Alten Testaments zum biblischen Kanon, also zu den Heiligen Schriften der Christen, infrage gestellt. Diese These stieß unter Fachkollegen und beim Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit auf massive Kritik.
Von der Slenczka-These haben sich bereits weitere Bischöfe distanziert, unter ihnen Jochen Cornelius-Bundschuh aus Karlsruhe, Markus Dröge aus Berlin und Ralf Meister aus Hannover. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, empfahl, die Debatte über den Status des Alten Testaments "nicht so hoch zu hängen".