"Wir können doch nur aus der Geschichte lernen, wenn wir Völkermord auch Völkermord nennen", schreibt die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in ihrer Kolumne in "Bild am Sonntag".
Käßmann warnte vor falscher Rücksichtnahme auf die Türkei. So sei der Begriff "Völkermord" aus einer Vorlage des Bundestages gestrichen worden. Die Reformationsbotschafterin der EKD verwies darauf, dass sich auch in der Türkei selbst Stimmen regten, den Völkermord an den Armeniern als Teil der eigenen Geschichte anzusehen.
Die systematische Vernichtung der Armenier und anderer christlicher Minderheiten im Osmanischen Reich mit bis zu 1,5 Millionen Toten begann am 24. April 1915. Verfolgt wurden auch andere christliche Minderheiten wie Aramäer und sogenannte Pontos-Griechen. Das Deutsche Reich war dem osmanischen Verbündeten im Ersten Weltkrieg beim Genozid behilflich.
Die christlichen Kirchen erinnern am 23. April mit einem ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom an den Völkermord an den Armeniern. Im Anschluss an den Gedenkgottesdienst spricht Bundespräsident Joachim Gauck. Einen Tag später ist eine zentrale Gedenkveranstaltung in der Paulskirche in Frankfurt am Main geplant.