Mit seiner Liebe, seinem hervorragenden Intellekt und Humor habe Potter sich für die Einheit der Kirchen in der Welt engagiert, sagte Desmond Tutu, ehemaliger anglikanischer Erzbischof von Kapstadt (Südafrika) und Friedensnobelpreisträger, vor mehr als 300 internationalen Gästen. Bischöfin Kirsten Fehrs nannte Potter einen "großherzigen Menschen und bahnbrechenden Ökumeniker".
Potter war am 30. März im Alter von 93 Jahren in Lübeck gestorben. Seit 1985 war er mit Bärbel Wartenberg-Potter verheiratet, die von 2001 bis 2008 Lübecker Bischöfin war. Er wird in den kommenden Tagen im engen Familienkreis beigesetzt.
Tutu betonte, Potter habe geholfen, "das Joch der Kolonisation" abzuwerfen. Besonders dankbar sei er ihm für seinen Einsatz gegen das Apartheidsystem in seiner Heimat Südafrika. Er sei sicher, dass Potter im Himmel mit einer Feier von Nelson Mandela empfangen werde, scherzte der langjährige Wegbegleiter und Freund. Und der Herr werde zu ihm sagen: "Well done!" (dt.: Gut gemacht!)
"Er war ein lebendiger Stein des Anstoßes"
Geboren wurde Potter am 19. August 1921 auf der Karibik-Insel Dominica. Nach seinem Studium in Kingston (Jamaika) und London war er in der christlichen Studentenbewegung SCM aktiv. 1950 ging er für vier Jahre als Methodisten-Pastor nach Haiti. Im Anschluss arbeitete Potter in verschiedenen Funktionen im Weltkirchenrat, wo er auch seine spätere Frau Bärbel kennenlernte. Als Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1972 bis 1984 war er der erste Vertreter aus der Dritten Welt in diesem Amt.
Potter habe schon früh rassistische Angriffe erfahren, sagte Bischöfin Fehrs. Seine Anliegen habe er stets deutlich formuliert: gegen die Apartheid in Südafrika, gegen das atomare Wettrüsten und für eine neue Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche. Fehrs: "Er war ein lebendiger Stein des Anstoßes - gerade in den Kirchen, die sich mit den Mächten dieser Welt arrangiert hatten."
Weltkirchenrats-Generalsekretär Olav Fykse Tveit nannte Potter einen "Pilger auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens". Er habe sich selbst, die Kirche und die Weltgemeinschaft bewegt. Mit Visionen und Leidenschaft habe er die Einheit der Christenheit vorangebracht.
Die frühere Präsidentin des Weltkirchenrates, Ophelia Ortega, erinnerte an Potters Einsatz für die Christen in ihrer Heimat Kuba. Er habe ihnen eine Vision von der radikalen Botschaft der Bibel und von der Mission der Kirche vermittelt. Ihm sei es zu verdanken, dass so viele Christen trotz antireligiöser Anfeindungen Kuba nicht verlassen hätten.
Nach seiner Pensionierung als Generalsekretär zog Potter mit seiner Frau von Genf nach Jamaika, wo beide an der Universität Kingston Theologie lehrten. Als Bärbel Wartenberg-Potter 2001 zur Lübecker Bischöfin gewählt wurde, zogen beide nach Lübeck. Sein 90. Geburtstag am 19. August 2011 wurde mit einem internationalen Empfang gefeiert.