"Mutiges Zeugnis gegen menschenverachtendes System"

Foto: epd-bild/Wolfgang Noack
Cornelia Tremel von der Evangelischen Jugend spricht bei der Gedenkandacht in Flossenbürg zu Bonhoeffers Todesstunde.
"Mutiges Zeugnis gegen menschenverachtendes System"
70. Todestag des evangelischen Pfarrers und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer
Die Hinrichtungsstelle Dietrich Bonhoeffers (1906-1945) im einstigen Konzentrationslager Flossenbürg war am frühen Donnerstagmorgen in Kerzenlicht getaucht. Zum 70. Todestag des evangelischen Pfarrers und NS-Widerstandskämpfers kamen dort mehr als 200 evangelische Jugendliche aus ganz Bayern zur Andacht zusammen. Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 mit weiteren politischen Häftlingen erhängt.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erinnerte auf seiner Facebook-Seite an Bonhoeffer und würdigte dessen "mutiges Zeugnis im Widerstand gegen ein menschenverachtendes System". Sein Handeln sei Inspiration für so viele Menschen, "die sich nach ihm für die Würde des Menschen eingesetzt haben". Zur Todesstunde habe er im Gebet an den auf persönlichen Befehl Hitlers ermordeten Pfarrer gedacht, schreibt Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Er sei dankbar dafür, wieviel Trost Bonhoeffers Worte so vielen Menschen bis heute spenden. Der EKD-Ratsvorsitzende predigt an diesem Sonntag in Flossenbürg in einem Fernsehgottesdienst zum Gedenken an Bonhoeffer.

Die Gedenkstunde stand unter dem Motto "Es gibt nun einmal Dinge, für die es sich lohnt, kompromisslos einzustehen." Angelehnt an das Bonhoeffer-Zitat findet auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte ein Jugendtreffen mit mehr als 400 Teilnehmern statt. Dazu eingeladen hatte die Evangelische Jugend in Bayern.

Bis Samstag stehen bei der Jugendbegegnung Diskussionsrunden, Zeitzeugengespräche, Führungen sowie Workshops und Vorträge auf dem Programm. Dabei werde es um Bonhoeffer, aber auch um aktuelle Themen wie Rechtsextremismus oder Friedensmodelle gehen, sagte der Vorsitzende der Evangelischen Jugend, Patrick Wolf. Daran nähmen auch jüdische und arabisch-muslimische Pfadfinder aus Israel sowie Jugendliche aus Belgien teil.

Das Jugendtreffen setze sich mit der NS-Vergangenheit auseinander, greife aber auch aktuelle Themen auf. So sollen die Teilnehmer lernen, durch eigenes Handeln Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen, sagte Wolf weiter. Wenn Bonhoeffer heute offenbar noch Impulsgeber sein könne "und es gelingt, junge Menschen zum Einsatz für Frieden, Toleranz und Vielfalt in der Welt zu motivieren", sei die kirchliche Bildungsarbeit erfolgreich. 

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