Die Verbrechen der Terrormiliz Boko Haram verschlechtern zunehmend die Lebensbedingungen in den Nachbarstaaten Nigerias. "Boko Haram ist eine Gefahr für die Stabilisierung Zentralafrikas", sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) anlässlich eines Treffens mit Flüchtlingsorganisationen am Freitag in der kamerunischen Hauptstadt Jaunde. Vor allem Kamerun als "Stabilitätsanker der Region" sei in Gefahr.
Seit rund einem Jahr haben sich die brutalen Überfälle Boko Harams von Nigeria auf den Norden Kameruns ausgeweitet. Angaben von Hilfsorganisationen zufolge überqueren täglich Hunderte Flüchtlinge die leicht passierbare Grenze zwischen Nigeria und der kamerunischen Provinz Extrême Nord. Schätzungen zufolge haben mehr als 40.000 Flüchtlinge aus Nigeria hier Schutz vor der Terrormiliz gesucht. Die Dunkelziffer soll weit höher liegen. Gemeinsam mit Nigeria, Tschad und Niger hat Kamerun eine militärische Offensive gegen Boko Haram gestartet.
Deutschland sagt Kamerun Unterstützung gegen Terrormiliz zu
Müller sagte Kamerun weitere Unterstützung im Kampf gegen die Terrormiliz zu. "Der Terrorismus, der von Boko Haram ausgeht, ist auch ein Anschlag auf uns", sagte der CSU-Politiker. Deutschland hat bisher 21,5 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe bereitgestellt. Nach den Worten des Entwicklungsministers soll die Unterstützung fortgesetzt werden. Zudem hat das Bundesverteidigungsministerium Transportfahrzeuge in den Grenzgebieten bereitgestellt.
Die Bevölkerung im Norden Kameruns spürt auch die wirtschaftlichen Folgen der Terrorattacken. Das Trinkwasser im Grenzgebiet wird knapp und auch die Preise für Hirse und andere Lebensmittel sind enorm gestiegen. Viele geschäftliche Beziehungen zwischen Kamerun und dem Nachbarland Nigeria seien lahmgelegt worden, sagte der Finanzminister Kameruns, Alamine Ousmane May. "Das hat Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Menschen und die Kaufkraft ist unter Druck." Die Regierung tue alles, damit die Sicherheit der Menschen gewährleistet werden könne.
Vertreter von Hilfsorganisationen berichteten, dass die Bevölkerung im Grenzgebiet zu Nigeria derzeit noch bereit sei, die Flüchtlinge zu unterstützen. Wenn das Essen jedoch nicht mehr ausreiche oder Schulen in der nördlichen Provinz geschlossen blieben, könne sich dies schnell ändern, sagte eine Mitarbeiterin eines Berufsbildungszentrums im Norden Kameruns. Die Lage sei für viele Familien bereits vor den Terrorattacken in der Region schlecht gewesen und habe sich nun verschärft. Sowohl Nigeria als auch die Nachbarstaaten hätten den Konflikt unterschätzt.
Müller plädierte für langfristige Hilfen für die armen Regionen. Damit könne auch verhindert werden, dass Boko Haram weiter Zulauf bekomme. Sein Ministerium will Programme zum Waldschutz wie auch zur beruflichen Bildung fördern. "Not, Elend, Hunger ist der Boden für radikale Milizen", sagte Müller. Man müsse den Regionen, in denen schwierige wirtschaftliche Bedingungen herrschten, helfen voranzukommen.