Fabrikbetreiber zwängen die Arbeiterinnen zu Überstunden, schüchterten Gewerkschaftsvertreter ein und drückten sich mit Zeitverträgen davor, Schwangeren den gesetzlich vereinbarten Mutterschutz zu gewährleisten. Zudem hätten in 11 von 73 untersuchten Fabriken Kinder gearbeitet.
Der kambodschanischen Regierung werfen die Menschenrechtler Versagen vor. Die Behörden sollten rasche Maßnahmen ergreifen, um dem Missbrauch einen Riegel vorzuschieben, forderte Aruna Kashyap, Expertin für Frauenrechte bei Human Rights Watch. Für den Bericht "Arbeitet schneller oder verschwindet" hat die Organisation 340 Personen interviewt, darunter 270 Textilarbeiterinnen sowie Gewerkschaftsführer, Arbeitsrechtler und Vertreter der Modeindustrie.
Nach Angaben der Behörden sind in der Textilindustrie des südostasiatischen Landes mehr als 700.000 Beschäftigte in etwa 1.200 Fabriken tätig, fast 90 Prozent sind Frauen. Die Investoren stammen vor allem aus Asien, darunter Hongkong, Taiwan, China, Singapur, Malaysia und Südkorea. Da Kambodschas Textilsektor vor allem internationale Modemarken beliefere, seien die Abnehmer gefordert, sich verstärkt für den Schutz der Beschäftigten einzusetzen, fordern die Menschenrechtler. So würden Adidas und H&M unter anderem bereits die Listen ihrer Lieferanten veröffentlichen.
Seit Beginn dieses Jahres erhalten die Beschäftigten in Kambodschas Textilindustrie einen höheren Mindestlohn von monatlich 128 US-Dollar (derzeit rund 120 Euro). Seitdem werden jedoch viele von ihnen zu noch mehr Akkordarbeit gezwungen. Der Lohnerhöhung waren Massenproteste vorausgegangen. Anfang 2014 waren bei schweren Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und der Militärpolizei mehrere Menschen getötet und Dutzende verletzt worden.
Bericht (englisch): http://u.epd.de/asl