"Uns fehlt die Verbindung von Forschungswissen und dem Alltag auf den Stationen", sagte die Geschäftführerin des Oldenburger "Hanse-Instituts für Bildung und Gesundheit" im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Institut richtet an diesem Donnerstag in Oldenburg einen internationalen Fachtag zur Zukunft der Pflege in Europa aus, zu dem 120 Teilnehmer erwartet werden.
In Irland sei das Pflegesystem vor einigen Jahren grundlegend umgebaut worden, sagte Wiedermann. Dort habe nun ein großer Teil des Pflegepersonals einen wissenschaftlichen Abschluss. In der Folge habe sich die Qualität der Pflege verbessert. Außerdem sei die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte deutlich gestiegen.
"In Deutschland haben wir eine sehr gute fachliche Ausbildung, doch sind die Rahmenbedingungen für die praktische Arbeit noch lange nicht optimal", sagte Wiedermann. Auf den Stationen gebe es zu wenig Personal und zu viele Dokumentationspflichten. Neue Erkenntnisse aus den Pflegewissenschaften gelangten nur sehr langsam in die Praxis. "Die Schwestern und Pfleger brauchen mehr Freiräume. Sie müssen sich selbstständig weiterbilden können." Außerdem wüssten sie am Besten, was auf ihrer Station verbessert werden kann.
Der Fachtag diene vor allem der stärkeren Vernetzung von Pflegeexperten in Europa, unterstrich Wiedermann. "Wir wollen Bildung, Forschung und Praxis zusammenbringen." Schon jetzt gebe es ein Austauschprogramm für Pflegekräfte von Kliniken in Oldenburg und Groningen in den Niederlanden. "Das wollen wir ausbauen." Die Absolventinnen, es sind meist Frauen, sollten ihr neu erworbenes Wissen als Multiplikatorinnen weitergeben.