Sie bildeten rund um die Innenstadt eine fast drei Kilometer lange Menschenkette. Der Protest richtete sich gegen den Missbrauch des 70. Jahrestags der Bombardierung Dessaus im Zweiten Weltkrieg durch Neonazis. Die Rechtextremisten hatten zu einem sogenannten Trauermarsch eingeladen, der wie in den Vorjahren zu einem Friedhof führte, auf dem sich ein Soldaten-Denkmal befindet.
Nach Angaben der Polizei vom Sonntag beteiligten sich daran etwa 180 Menschen. Der Aufzug verzögerte sich mehrmals durch Blockaden von Gegendemonstranten. Den Jahrestag des verheerenden Luftangriffs kurz vor Ende des Krieges nutzen Rechtsextremisten regelmäßig für ihre Propaganda.
Zu den Organisatoren der Gegenproteste gehörten Parteien, Kirchen, Vereine, Kultureinrichtungen sowie Stadtrat und Stadtverwaltung. Zu den Teilnehmern der Kundgebung gehörten neben Repräsentanten der Stadt auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, und Claudia Perren, Direktorin der Dessauer Bauhaus-Stiftung.
Ein weiterer rechter Aufzug mit laut Polizei 110 Teilnehmern richtete sich am Abend gegen angeblich kriminelle Ausländer. Auch dagegen habe es friedliche Proteste gegeben, sagte ein Polizeisprecher in Dessau-Roßlau.
Der Bombenangriff auf Dessau am 7. März 1945 forderte etwa 700 Todesopfer. Zerstört wurden ein Großteil der Innenstadt sowie die Fabrikanlagen für die Herstellung des Giftgases Zyklon B. Mit ihm ließen die Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern Millionen Menschen ermorden. Zum Gedenken findet in Dessau traditionell ein Gottesdienst statt.