Eine Studie bemängelt Defizite bei der Aufsicht von Kirchenbanken. Viele kirchliche Geldinstitute hätten keine oder nur sehr wenige unabhängige Mandatsträger, heißt es in einer am Mittwoch bekanntgewordenen Untersuchung der Essener FOM Hochschule für Ökonomie & Management. Oftmals seien Großkunden im Aufsichtsrat vertreten. Dadurch drohten Interessenkonflikte, schreibt der Studienautor Thomas Suermann de Nocker. Die Kirchenbanken wiesen die Kritik zurück.
Außerdem sieht de Nocker in den 14 Instituten im deutschsprachigen Raum zu wenig wirtschaftliche Fachkompetenz in den Aufsichtsräten. Weniger als 20 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder kämen aus der freien Wirtschaft. Viele Mandatsträger von katholischen Kirchenbanken seien Pfarrer. In evangelischen Kirchenbanken seien überwiegend Kirchenjuristen vertreten.
Ein gutes Stück entfernt von Transparenz
Die Studie der nach eigenen Angaben größten privaten Hochschule Deutschlands plädiert dafür, mehr Fachkompetenz in die Gremien zu holen und zugleich Aufsichtsräte zu verkleinern. Mit bis zu 24 Mitgliedern seien die Aufsichtsgremien zu groß für eine produktive Zusammenarbeit, hieß es. Zudem sollte statt Proporzdenken und Kundenbindung die Unabhängigkeit der Mitglieder im Vordergrund stehen. Die Frauenquote in den Aufsichtsräten der Kirchenbanken liege im Schnitt bei lediglich zehn Prozent. Das sei zu wenig. Insgesamt scheine die Forderung nach Transparenz und Professionalität "noch nicht überall in der Tiefe angekommen zu sein", schreibt Ulrich Hemel, Chef des Instituts für Sozialstrategie im baden-württembergischen Laichingen, im Vorwort zur Untersuchung.
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Die Kirchenbanken halten die Vorwürfe für unbegründet. Eine Sprecherin der Evangelischen Bank mit Hauptsitz in Kassel erklärte, dass die Mitglieder im Aufsichtsrat über ein hohes Maß an Fachkompetenz verfügen. Sämtliche Mitglieder hätten eine Zulassung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Viele Mitglieder seien außerdem kaufmännische Geschäftsführer großer Unternehmen. Interessenkonflikte durch Doppelmandate sieht die Bank nicht. Bei Krediten, die ein Unternehmen eines Mitgliedes betreffen, habe dieses kein Stimmrecht. Zur Frauenquote erklärte das Geldinstitut, dass eine größere Beteiligung von Frauen vorgesehen sei.
Ein Sprecher der Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) in Dortmund sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), die Bank befürworte heterogen zusammengesetzte Aufsichtsräte. Dass auch Vertreter von Kirche und Diakonie eingebunden seien, sei jedoch nicht ungewöhnlich. Das entspreche der basisdemokratischen Idee von Genossenschaftsbanken.
Die Bank im Bistum Essen verwies darauf, dass die Geschicke der Bank nicht von der Kirche, sondern von den Organen der Genossenschaftsbank, der Generalversammlung sowie von dem gewählten Aufsichtsrat und Vorstand, bestimmt würden. Die Genossenschaftsbank habe mehr als 3.600 Mitglieder, erläuterte der Sprecher der Bank, Heinz-Peter Heidrich.
Die Kölner Pax-Bank wies die Kritik an zu großen Aufsichtsräten zurück. Unter den 15 Aufsichtsratsmitgliedern seien fast zwei Drittel mit fachlicher Expertise, sagte Pax-Vorstandschef Klaus Schraudner dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwochsausgabe). Das ermögliche eine hochprofessionell Arbeit.
14 Kirchenbanken in Deutschland und Österreich
In der Studie wurden elf kirchliche Geldinstitute untersucht. Dabei wurden Veröffentlichungen der Banken wie Geschäftsberichte ausgewertet sowie Interviews mit Aufsichtsratsvorsitzenden der Geldinstitute geführt.
Laut Studie gibt es im deutschsprachigen Raum in Deutschland und Österreich 14 Banken, die mehrheitlich im kirchlichen Besitz sind. Der Großteil der Banken sind Genossenschaftsbanken. Auf der evangelischen Seite gibt es in Deutschland nach mehreren Fusionen in den vergangenen Jahren nur noch zwei Kirchenbanken: die Evangelische Bank eG in Kassel und die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) in Dortmund. Die katholische Kirche hat in Deutschland fünf Geldinstitute.