Heilsarmee: Kinder-Segnung statt Taufe

Foto: Kati Molin/fotolia
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Heilsarmee: Kinder-Segnung statt Taufe
Historisch hat sich die Heilsarmee zunächst nicht als Kirche verstanden, deshalb feiert sie weder Taufe noch Abendmahl. Zur Kinderweihe aber versprechen Eltern und Paten, für ein Kind zu beten und es im Glauben zu fördern.
11.09.2012
Alfred Preuß

Als William Booth seine Bestimmung fand und damit begann, unter den armen Bevölkerungsschichten Londons zu evangelisieren, hatte er nicht im Sinn eine herkömmliche Kirche zu gründen. Er musste aber bald feststellen, dass es ihm nicht gelang die Bekehrten in die bestehenden Kirchen zu integrieren. So begann er eigene Versammlungen in Zelten, Tanzsälen und Schankwirtschaften (die immer mühevoll hergerichtet werden mussten) zu halten.

###mehr-artikel### Als die Heilsarmee mehr und mehr Form annahm, blieb der Wunsch, Menschen in jeglicher Not zu helfen und sie zum Glauben an Jesus Christus zu bringen, das vordringliche Ziel. Daher konnte man sich nicht mit Fragen zu den Sakramenten, wie Taufe und Abendmahl, aufhalten. Da sich viele Trinker bekehrten, kam ein Abendmahl mit Wein nicht in Frage. Und da man sich nicht als Kirche verstand, wurde auch die Taufe (in welcher Form auch immer) nicht praktiziert. William Booth war der Auffassung, dass diese äußerlichen Handlungen nicht „heilsnotwendig“, also nicht zur Errettung bzw. Rechtfertigung nötig wären. Es gibt in der Heilsarmee, wie in anderen Freikirchen, die Kinderweihe als einen Akt der Segnung, der mit dem Versprechen der Eltern, Verwandten und der örtlichen Gemeinde verbunden ist, für das Kind zu beten und es im Glauben zu fördern.

Sakramente geistlich verstehen

In den Glaubensartikeln wird die Rechtfertigung so beschrieben:

„Wir glauben, dass Umkehr zu Gott (Buße), Glaube an unseren Herrn Jesus Christus und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist zu unserer Errettung notwendig sind.
Wir glauben, dass wir aus Gnaden durch den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus gerechtfertigt sind, und dass jeder, der glaubt, das Zeugnis davon in sich trägt.
Wir glauben, dass eine bleibende Erfahrung des Heils vom beständigen, gehorsamen Glauben an Jesus Christus abhängt. “

In ihrer offiziellen Stellungnahme der Heilsarmee heißt es:

„Die Einstellung der Heilsarmee zu den Sakramenten gründet sich auf die Bibel. Als Christen sind Heilssoldaten aufgefordert ihren Lebensstil auf Jesus Christus auszurichten. Nach Auffassung der Heilsarmee haben rituelle Handlungen nur dann einen Sinn, wenn auch ihr geistlicher Sinn erfasst und verwirklicht wird. Daher verzichtet sie auf die Sakramente als symbolische und äußerliche Handlung. Die geistliche Bedeutung jedoch, die hinter dem symbolischen Akt (Wassertaufe und Abendmahl) steht, wird von der Heilsarmee ausdrücklich vertreten. “

„Ein wunderbares prophetisches Zeugnis“

Linda Bond, die gewählte Generalin und damit internationale Leiterin der Heilsarmee, sagte anlässlich ihrer Wahl im Interview: „Ich bin von unserer Haltung zu den Sakramenten wirklich überzeugt. Der Herr braucht einen Teil der Kirche, der beweist, dass man keine Zeremonien benötigt, um wirklich erlöst zu sein, um sich Gott hinzugeben und Christus immer ähnlicher zu werden. Das ist in keinster Weise eine negative Stellungnahme dazu, wie andere Leute die Sakramente sehen, überhaupt nicht. Der Herr hat uns alle hervorgebracht, mitsamt unserer unterschiedlichen Ansichten der Dinge, und ich finde, die Lehre der Heilsarmee ist gesund. Sie ist ein wunderbares prophetisches Zeugnis.“