"Ich hoffe, dass die Zeit der Stellungnahmen zu Ende geht und das Gespräch, die theologische Auseinandersetzung über die Predigt beginnt", sagte Renke Brahms, höchster geistlicher Repräsentant der Kirche, am Freitag in Bremen. Ein Disziplinarverfahren sei kein geeigneter und juristisch auch kein möglicher Weg, um mit kritikwürdigen Aussagen umzugehen.
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Latzel hatte am 18. Januar in einer Predigt in der Bremer Sankt-Martini-Kirche andere Religionen beleidigt. Er bezeichnete islamische Zuckerfest als "Blödsinn" und Buddha als "dicken, fetten Herrn", zudem sprach er vom katholischen "Reliquiendreck". Die katholische Lehre sei "großer Mist". Zwischenzeitlich entschuldigte sich der Geistliche für seine Wortwahl, verteidigte aber zugleich seine Position. Er habe ausschließlich gegen Religionsvermischung gepredigt. Die Bremer Staatsanwaltschaft prüft, ob bei der Predigt der Anfangsverdacht der Volksverhetzung oder Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft vorliegt.
Gemeinden sollen sich nicht auseinanderbringen lassen
Der leitende Kirchenaussschuss der Bremer Kirche hatte sich am Donnerstagabend fast drei Stunden mit dem Thema befasst. Latzels Predigt habe die Kirche in eine Krise gestürzt, die verdeutlicht habe, wie verantwortungsvoll mit dem Wort umgegangen werden müsse, sagte die Vorsitzende des Ausschusses, Edda Bosse. In einer Stellungnahme entschuldigt sich das Gremium bei den beleidigten Religionen. Die Predigt sei nicht nur in einzelnen Passagen, sondern in ganzer Länge von einer gewaltsamen und polarisierenden Sprache geprägt.
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Der Konflikt dürfe die Gemeinden nicht auseinanderbringen, sagte Bosse. Die Vielfalt theologischer Positionen müsse ausgehalten werden. Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören 61 Gemeinden mit rund 210.000 Mitgliedern. Brahms ergänzte, die Absage an ein Disziplinarverfahren gegen Latzel gelte vorbehaltlich der Entscheidung der Staatsanwaltschaft, ob Ermittlungen eingeleitet werden. Kirchliche Mitarbeiter und Pastoren hatten in den vergangenen Tagen mehrfach disziplinarrechtliche Schritte gefordert. Von evangelisch-konservativen Christen erhielt der umstrittene Geistliche hingegen tausendfach Unterstützung.
Latzel hatte in der Vergangenheit schon mehrfach Schlagzeilen gemacht. 2008 untersagte er in Bremen einer Kollegin, eine Trauerfeier zu leiten, weil Frauen dies aus biblischer Sicht nicht dürften. Vor Kindern bezeichnete der evangelikale Theologe Abtreibung als Mord. Auch darüber habe es ein "sehr ernsthaftes Gespräch gegeben", sagte Brahms. Er halte es nicht für angemessen, in dieser Weise vor Kindern über das Thema zu sprechen: "Es reicht."