Liberale Abtreibungsgesetze könnten weltweit Müttersterblichkeit senken

Liberale Abtreibungsgesetze könnten weltweit Müttersterblichkeit senken
Liberalere Abtreibungsgesetze könnten die Müttersterblichkeit in Entwicklungsländern deutlich senken.
10.02.2015
epd
Benjamin Dürr

"Wenn es verboten ist, setzen Frauen sich durch illegale Abtreibungen einem großen Risiko aus", sagte Ute Stallmeister von der Stiftung Weltbevölkerung dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Sie nehmen giftige Mittel zu sich oder verletzen ihren Bauch, um das ungeborene Kind zu töten."

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Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden 2008 etwa 21,6 Millionen unsichere Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen, 98 Prozent davon in Entwicklungsländern. Neuere Statistiken gibt es nicht. Eine unsichere Abtreibung ist nach WHO-Definition die Beendigung einer Schwangerschaft unter unhygienischen Umständen oder durch nicht ausgebildetes Personal.

Weil es in vielen Ländern keine legalen Möglichkeiten gebe, beendeten verzweifelte Frauen ihre Schwangerschaft allein oder mit Hilfe von Heilern, sagte Stallmeister. Gründe für die ungewollten Schwangerschaften seien vor allem, dass die Frauen keinen Zugang zu Verhütungsmitteln hätten, nicht ausreichend aufgeklärt oder Opfer von Gewalt seien.

An den Komplikationen solcher unsachgemäßer Eingriffe sterben Tausende Frauen jedes Jahr. Die WHO schätzt, dass 13 Prozent aller Todesfälle von Müttern bei oder direkt nach der Geburt, die Folge von unsicheren Abtreibungen sind. In Afrika entspricht dies 29.000 Toten pro Jahr.

Die Gesetzgebung habe einen direkten Einfluss auf diese Zahl und spiele eine wichtige Rolle, erklärt Stallmeister. "In vielen Ländern verhindern Verbote, dass sich Frauen in fachkundige Hände begeben können." Die Stiftung Weltbevölkerung, die zu Familienplanung und Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern forscht, fordert deshalb, Gesetze zu liberalisieren.

In Afrika ist Abtreibung nur in Südafrika, den Kapverden und Tunesien legal. Mosambik hat Ende Dezember die Strafbarkeit aufgehoben. Dort ist Abtreibung nun bis zur 12. Schwangerschaftswoche straffrei möglich, in besonderen Fällen bis zur 16. Woche. In anderen Ländern, wie zum Beispiel in Tansania, würden Abtreibungen an bestimmten Orten geduldet, sagt Stallmeister. Dort gebe es aber Zurückhaltung, diese sicheren Angebote anzunehmen, weil Frauen zum Beispiel traditionelle Heiler bevorzugten.

Gleichzeitig müssen Stallmeister zufolge die Ursachen für ungewollte Schwangerschaften bekämpft werden. Die Frauen müssten die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, wie viele Kinder sie haben wollen, betonte die Politologin. Dafür müssten sie aufgeklärt sein und Zugang zu Verhütungsmitteln haben. Damit sie weniger Gewalt ausgesetzt seien, müsse sich ihre Stellung innerhalb der Gesellschaft insgesamt verbessern.