Die Palliativversorgung, die unheilbar kranken möglichst hohe Lebensqualität verschaffen soll, sei hierzulande weder gleich noch gerecht, sagte der Tübinger Mediziner Hans-Peter Zenner am Freitag in Berlin. Im internationalen Vergleich schneide Deutschland bei der Versorgung Schwerstkranker eher schlecht ab. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern forderte Zenner zudem eine Stärkung der Forschung. Man wisse noch zu wenig über eine optimale Palliativversorgung, sagte er.
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Zenner ist Sprecher einer Arbeitsgruppe der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Gemeinsam mit der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften hat die Einrichtung mit Sitz in Halle eine Stellungnahme für eine bessere Palliativversorgung vorgelegt. Die Wissenschaftler fordern eine flächendeckende Versorgung. Noch gebe es viele weiße Flecken, sagte Zenner. Zudem fordern sie eine in ganz Deutschland verpflichtende lückenlose Finanzierung der palliativen Versorgung in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und in der häuslichen Umgebung. Nach ihren Angaben ist dies derzeit je nach Bundesland sehr unterschiedlich geregelt.
Forschungsbedarf sehen die Experten vor allem bei der Frage, wie eine gute Palliativmedizin, an der nicht nur Ärzte, sondern auch Krankenschwestern, Pfleger, Ehrenamtler und Angehörige teilhaben, am besten organisiert und koordiniert werden muss. Dabei müsse auch verstärkt interdisziplinär gedacht werden, sagte Zenner. Palliativversorgung werde derzeit noch zu stark als rein ärztliche Aufgabe verstanden.
Der Ausbau der Hospiz- und Palliativmedizin ist in Deutschland durch die Debatte um den assistierten Suizid stärker in den Blick gerückt. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und eine große Mehrheit im Bundestag haben sich für eine stärkere Förderung der Begleitung unheilbar Kranker ausgesprochen. Ein entsprechendes Gesetz soll nach ihrem Willen in diesem Jahr verabschiedet werden.