Besonders im Blick auf die Bekennende Kirche in Schleswig-Holstein sei der Aufarbeitungsprozess dringend notwendig, sagte der evangelische Theologe am Mittwoch auf einer Tagung im Christian Jensen Kolleg in Breklum (Kreis Nordfriesland).
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Hintergrund ist die Debatte um die 2013 erschienene Untersuchung des Historikers Stephan Linck. Sie hat den Titel "Neue Anfänge? Der Umgang der evangelischen Kirche mit der NS-Vergangenheit und ihr Verhältnis zum Judentum. Die Landeskirchen in Nordelbien. Band 1: 1945-1965". Ulrich ging insbesondere auf die kontrovers diskutierte Rolle Wilhelm Halfmanns ein, eines leitenden Pastors der Bekennenden Kirche in Schleswig-Holstein. Er war von 1946 bis 1964 Bischof von Holstein.
Halfmann habe sich in der Zeit der Nazi-Diktatur öffentlich gegen Eingriffe des Regimes in die Kirche sowie gegen die "Euthanasie"-Verbrechen und die Ermordung von Kriegsgefangenen gewandt. Zugleich habe er in seiner Schrift "Die Kirche und die Juden" 1936 aber die Nürnberger Rassengesetze verteidigt und antijüdische Ressentiments gestützt, sagte Ulrich. Linck habe in seiner Arbeit auch aufgezeigt, wie schwer Wilhelm Halfmann sich in seinen letzten Amtsjahren tat, seine eigene Schrift aus dem Jahr 1936 kritisch zu sehen und zu korrigieren.
Der Landesbischof sprach auch von Schuld, Versagen und Verdrängen in seiner eigenen Familie. So habe er in einer der Ausstellungen des Hamburger Instituts für Sozialforschung über die Verbrechen der Wehrmacht auf einem Foto seinen Großvater wiedererkannt. "Immer noch und immer wieder" sei ein Ergebnis von Verdrängung "die Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen, von Gruppen, von Kulturen", sagte Ulrich.