Pastoren demonstrieren für friedlichen Dialog der Religionen

Pastoren demonstrieren für friedlichen Dialog der Religionen
"Zusammenstehen" lautet der Titel einer Protestaktion, mit der Bremer Pastoren für eine weltoffene und dialogbereite Gesellschaft eintreten. Sie ist die Reaktion auf einen Kollegen, der mit einer umstrittenen Predigt bundesweit Schlagzeilen macht.

Im Talar haben am Mittwoch auf den Treppen des Bremer St.-Petri-Domes Dutzende evangelische Pastoren für einen friedvollen Dialog der Kulturen und Religionen demonstriert. Anlass war die umstrittene Predigt ihres streng konservativen Kollegen Olaf Latzel, der vor gut zwei Wochen in einer Predigt andere Religionen beleidigt hat. Er predigte außerdem, Gott fordere Christen dazu auf, gegenüber anderen Religionen Schnitte zu ziehen. "Das ist klassischer Fundamentalismus", warnte Pastor Bernd Klingbeil-Jahr, der zu den Initiatoren der Protestaktion gehörte.

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"Wer Bibeltexte als Schlagwaffe missbraucht, sollte sich nicht bibeltreu nennen", zitierte Klingbeil-Jahr aus einer Erklärung, die mittlerweile fast 70 Pastoren unterzeichnet haben. Darin heißt es weiter: "Wir distanzieren uns entschieden von Fundamentalismus jedweder Art - und von allen Versuchen, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, Antisemitismus oder rassistisches Gedankengut mit vorgeblich biblischem Glauben zu bemänteln."

In einer anschließenden Andacht im Dom sagte der Bremer Pastor Hans-Jürgen Jung, Jesus Christus stehe für Vielfalt und sei "der Anti-Fundamentalist par excellence". Latzel hatte in seiner Predigt in der Bremer St.-Martini-Gemeinde über einen Text aus dem Alten Testament (Richter 6, Vers 25 bis 32) geredet. Er betonte, für Christen gebe es nur einen Gott, Gemeinsamkeiten mit dem Islam existierten nicht. Zu Götzen und anderen Göttern sage Gott "umhauen, verbrennen, hacken, Schnitte ziehen".

Theologieprofessor übt Kritik an umstrittener Predigt

Wer sich einen harten Text auswähle und behaupte, das sei unmittelbar Gottes Wort für uns heute, "kann mit der Bibel alles machen", sagte der Bielefelder Theologieprofessor Frank Crüsemann dem epd. "Wer Menschen im Namen des Koran enthauptet, geht - methodisch gesehen - nicht viel anders vor." Gott als eine einzige Größe sei eine Kernbotschaft des Alten Testamentes, die aber auch bedeute, dass Gott nicht ausschließlich den Rechtgläubigen gehöre.

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Nach Auffassung des Islambeauftragten Wolfgang Reinbold geht die Warnung Latzels vor einer Vermischung der Religionen ins Leere. "Niemand will die Religionen vermischen und eine Art Superreligion konstruieren. Die entscheidende Frage ist, ob wir den Dialog mit Muslimen suchen oder ihn ablehnen und statt dessen Polemiken von uns geben wollen", sagte der Experte der hannoverschen Landeskirche. Es müsse darum gehen, das Gemeinsame in den Religionen zu suchen und das Trennende im gegenseitigen Respekt zu benennen.

Unterdessen haben sich Mitglieder der Kirchenleitung der Bremischen Evangelischen Kirche für die beleidigenden Worte des Pastors entschuldigt. Im Internet erfährt Latzel dagegen große Unterstützung von evangelisch-konservativen Christen, die eine Aktion "Solidarität mit Olaf Latzel" gestartet haben. Mit einer Petition sammeln sie Unterschriften, die an die Bremer Staatsanwaltschaft übergeben werden soll. Die Ermittlungsbehörde prüft, ob die Predigt Latzels den Anfangsverdacht einer Straftat wie Volksverhetzung oder Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft erfüllt.