Religionswissenschaftler: Debatte über Islam ist überzogen

Religionswissenschaftler: Debatte über Islam ist überzogen
Der Religionswissenschaftler Peter Antes warnt davor, Konflikte zwischen Christentum und Islam durch eine Betonung der Unterschiede zu verschärfen.

"Die Debatte über die Gefährlichkeit des Islam ist absolut überzogen, weil sie berechtigte Ängste vor extremistischen Gruppen praktisch auf den ganzen Islam ausweitet", sagte der emeritierte Professor der Leibniz-Universität Hannover im der hannoverschen "Neue Presse" (Samstagsausgabe). Der islamistische Terrorismus müsse genauso gestoppt werden wie der Terrorismus der "Roten Armee Fraktion" (RAF) in Deutschland: "Nämlich, indem wir mit den Muslimen zusammen den Nährboden für diese Dinge austrocknen und diese Gruppen isolieren."

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Antes sagte, es wäre in der aktuellen Debatte hilfreich anzuerkennen, dass der Islam geschichtlich trotz aller Schwierigkeiten sehr viel mehr zu Europa gehöre als dies wahrgenommen werde: "Er war das Bindeglied zwischen Antike und Abendland." Es gebe Unterschiede, aber die sollten nicht stören: "Das müssen wir aushalten und für einen Prozess des Verhandelns über das Zusammenleben nutzen."

Wenn die Unterschiede zwischen den Religionen stärker betont würden als die Gemeinsamkeiten, könnten am Ende Kampfsituationen entstehen. In der öffentlichen Diskussion werde der Islam als eine völlig andere Religion als das Juden- und Christentum dargestellt. "Diese Abgrenzungen, die auch immer wieder als Religion der Liebe gegen die Religion des Kampfes ins Feld geführt werden, sind natürlich der Nährboden, um bei ganz scharfen Zuspitzungen der sozialpolitischen Situation die Menschen auf beiden Seiten zu radikalisieren", sagte der Wissenschaftler.